Die US-Aktienmärkte verzeichneten am Mittwoch einen historischen Kurssprung, nachdem US-Präsident Donald Trump überraschend eine 90-tägige Aussetzung der reziproken Zölle auf 75 Länder angekündigt hatte, die die USA wegen Gesprächen kontaktiert hatten und bislang nicht mit Gegenmaßnahmen auf die US-Zölle reagiert haben.

Quelle: @TrumpDailyPosts / X
Diese Länder erhalten ab sofort einen reduzierten Zollsatz von 10 % – eine Maßnahme, die laut Trump Raum für bilaterale Verhandlungen schaffen soll. Im Gegenzug sollen diese Länder in den kommenden Wochen Vorschläge unterbreiten, wie sie ihre Märkte für US-Produkte öffnen wollen.
Historische Marktreaktionen
Die Reaktion der Märkte fiel spektakulär aus: Der S&P 500 stieg um 9,5 %, der Nasdaq legte um über 12 % zu – die stärkste Tagesperformance seit Jahren. Auch der Dow Jones und der Russell 2000 zeigten deutliche Zuwächse. Die starke Marktreaktion war laut Analysten sowohl durch Erleichterung über die Entschärfung im globalen Handelsumfeld als auch durch Trumps rhetorische Zusicherung „Everything is going to work out well“ befeuert.

Das Call-Volumen des Nassaq sprang nach Verkündigung exponentiell an. Zumindest kurzfristig ist der Markt also stark überhitzt.

Quelle: @SpencerHakimian / X
China im Fokus Trumps
Allerdings blieb die Rhetorik gegenüber China konfrontativ: Trump kündigte an, die bestehenden Strafzölle auf chinesische Importe von 104 % auf 125 % zu erhöhen. Dies geschieht als direkte Reaktion auf Pekings Entscheidung, die eigenen Gegenzölle auf US-Waren auf 84 % zu erhöhen. China hatte darüber hinaus zwölf US-Unternehmen auf eine Exportkontrollliste sowie sechs weitere auf eine sogenannte „unzuverlässige Unternehmen“-Liste gesetzt. Laut Berichten aus US-Regierungskreisen gab es bislang keinerlei direkte Gespräche zwischen Washington und Peking zur Deeskalation.
Laut Reuters plant China eine hochrangige Sitzung zur Stützung der Wirtschaft nach dem Zollschock. Zwar sollen Maßnahmen zur Stabilisierung der Kapitalmärkte beschlossen werden, doch es wird bezweifelt, dass diese ausreichen, um die schwächelnde Nachfrage infolge des Handelskriegs abzufedern. Zudem scheint ein möglicher Deal zur Zukunft von TikTok in den USA endgültig vom Tisch – zumindest solange sich der Fokus Washingtons ausschließlich auf die Auseinandersetzung mit China richtet.
Der US-Dollar konnte sich im Zuge der Ankündigungen leicht erholen, da die Märkte nun davon ausgehen, dass das Risiko einer globalen Eskalation – zumindest gegenüber einigen Verbündeten – gesunken ist. Der DXY scheiterte jedoch trotzdem an der 200 Tage-Linie.

Zugleich sanken die Erwartungen an Zinssenkungen durch die US-Notenbank leicht: Der Markt preist nun drei Fed-Zinssenkungen für 2025 ein, statt wie bisher vier. Die Veröffentlichung des Protokolls der jüngsten Fed-Sitzung („FOMC Minutes“) spielte angesichts der Dominanz der Handelsthemen kaum eine Rolle.

Quelle: @Barchart / X
Mehrere Fed-Mitglieder äußerten sich zurückhaltend: Man wolle abwarten, wie sich die Inflation – insbesondere durch mögliche Preissteigerungen infolge von Zöllen – entwickle. Einige warnten davor, dass die Wirtschaft durch den Handelskonflikt gebremst werden könnte, insbesondere durch negative Auswirkungen auf den Konsum.
US-Anleihen weiter unter Druck
Die Anleihemärkte reagierten volatil: Trotz einer starken 10-jährigen Auktion gerieten US-Staatsanleihen unter Verkaufsdruck- die Anleiherenditen liegen derzeit bei 4,29 %.

Marktteilnehmer berichten, dass es vor allem japanische Investoren waren, die große Mengen an US-Anleihen verkauft haben sollen – was möglicherweise auch Trumps Entscheidung zur Zollpause beeinflusste.

Quelle: @DrEricDing / X
Geopolitisch bleibt die Lage angespannt. Im Nahen Osten gab es militärische Operationen Israels im Westjordanland, während die jemenitischen Houthi-Rebellen Drohnenangriffe gegen Israel und ein US-Flugzeugträger durchgeführt haben sollen. In Europa plant die EU ab dem 15. April erste Gegenmaßnahmen gegen US-Zölle mit Strafzöllen zwischen 10 und 25 %, wobei US-Handelsminister Lutnick andeutete, dass diese nach Trumps jüngstem Schritt möglicherweise verschoben werden könnten. Von der Leyen betonte, dass der Fokus Europas weiterhin darauf liege, „die Diversifizierung von Handelspartnern“ voranzutreiben.

Quelle: @vonderleyen / X
Großbritannien wiederum betonte, dass der aktuelle Handelskonflikt nicht ausreiche, um die eigenen Fiskalregeln zu überarbeiten.
Trumps Strategie einer differenzierten, „maßgeschneiderten“ Handelspolitik führt derzeit zu einer Zweiteilung: Während mit vielen Staaten Gespräche geführt werden sollen, wird der Konflikt mit China verschärft.
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