Kurz nach Inkrafttreten der neuen US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte hat die Europäische Union Vergeltungsmaßnahmen in Form von Gegenzöllen angekündigt. Ab April will die EU-Kommission demnach Zölle auf US-Waren im Wert von 26 Milliarden Euro erheben. In einem ersten Schritt sollen unter anderem Bourbon-Whiskey, Jeans, Motorräder, Boote und Erdnussbutter mit zusätzlichen Abgaben belegt werden. Weitere Maßnahmen sollen Mitte April nach Absprache mit den EU-Mitgliedstaaten folgen.

Quelle: @EU_Commission / X
Der Hintergrund
Auch wenn der Hintergrund der Stahl- und Aluminiumzölle bekannt sein dürfte, ist zusammenfassen, dass US-Präsident Donald Trump die 25-prozentige Zölle mit dem Schutz der nationalen Sicherheit begründet und China beschuldigt, den Weltmarkt mit billigem Stahl zu überschwemmen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kritisierte die Maßnahme als schlecht für Unternehmen und Verbraucher und sprach von verhältnismäßigen Gegenmaßnahmen.

Der Handelskonflikt geht in die nächste Runde
Bernd Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses im EU-Parlament, bezeichnete die US-Zölle als absurd, da sie auch Produkte wie Angelgeräte, Pumpen und Autostoßstangen betreffen. Laut EU-Kommission könnten US-Importeure jetzt bis zu 6 Milliarden Euro an zusätzlichen Zöllen zahlen müssen. Von der Leyen betonte dennoch ihre Bereitschaft, mit der US-Regierung eine Verhandlungslösung zu finden. Handelskommissar Maros Sefcovic soll die Gespräche mit den USA wieder aufnehmen, so die EU-Kommission.

Quelle: U.S. Census Bureau
Die USA importieren etwa 25 Prozent ihres Stahlbedarfs und über 40 Prozent ihres Aluminiums, wobei ein erheblicher Anteil aus Kanada, Brasilien, Mexiko, Deutschland und China stammt. Rund zehn Prozent der US-Stahlimporte und 15 Prozent der Aluminiumimporte kommen aus der EU. Die europäische Stahlindustrie betrachtet die USA als wichtigsten Absatzmarkt. Nichts desto trotz sollen die Auswirkungen laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft auf europäischer Seite minimal sein.
IFW- Zölle belasten USA wohl deutlich stärker
Denn laut Simulationen des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) schaden die Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte vor allem den USA selbst. Kanada und Mexiko drohen hingegen schwerwiegendere Konsequenzen.

Quelle: IfW Kiel – KITE Modell
Laut den Berechnungen des IfW Kiel mit dem KITE-Modell wird das reale BIP der EU nur um -0,02 % sinken. Dies liegt daran, dass die betroffenen Produkte lediglich 5 % der gesamten EU-Exporte ausmachen und nur ein kleiner Teil davon in die USA geht. Im Gegensatz dazu verursacht die Maßnahme in den USA erhebliche wirtschaftliche Schäden: Die Preise werden voraussichtlich um +0,41 % steigen, was die Inflation, welche heute zunächst unter den Erwartungen ausfiel, anheizt.

Quelle: IfW Kiel – KITE Modell
Zudem werden laut des Modells die US-Exporte um -1,37 % sinken, da importierter Stahl und Aluminium teurer wird und dadurch die Produktionskosten vieler amerikanischer Industrien steigen. Da es vermutlich zu keinem Verzicht auf Gewinnmargen kommen dürfte, würden die an die Kunden weitergegebenen höhere Preise die Wettbewerbsfähigkeit der USA reduzieren.

Quelle: IfW Kiel – KITE Modell
Kanada und Mexiko, die zuvor von länderspezifischen Zöllen ausgenommen waren, sind von den neuen Maßnahmen besonders stark betroffen. Prognosen zeigen einen Rückgang des realen BIP um -0,39 % für Kanada und -0,19 % für Mexiko, da ein großer Teil ihrer Stahl- und Aluminiumexporte direkt in die USA geht.
Julian Hinz, Forschungsdirektor für Handelspolitik am IfW Kiel, betont, dass diese letztlich den wirtschaftlichen Interessen der USA mehr schaden als nutzen. Auch wenn die direkten Auswirkungen auf die EU gering sind, könnten die Zölle ein Zeichen für weitere protektionistische Maßnahmen sein. Die EU müsse daher wachsam bleiben und auf eine mögliche Eskalation vorbereitet sein. Das IfW Kiel empfiehlt demnach weiter eine Diversifizierung der Handelsbeziehungen und eine Stärkung der wirtschaftlichen Resilienz.
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