Die Woche des Liberation Day endet in einem Blutmassaker an den Märkten. Eine globale Veränderung bestehender Wirtschaftssysteme sorgt für transatlantische Unsicherheit und die Gefahr, dass die bisherige Korrektur in einem deutlich größeren Kursverlust als 10 Prozent enden könnte. Aber was passiert nach den letzten beiden tiefroten Handelstagen und was ist in der nächsten Woche entscheidend? Economy Global verschafft Ihnen zum Wochenstart einen guten Überblick.
Um die Verluste in Zahlen zu fassen: Über 8 BILLIONEN US-Dollar wurden in null Komma nix vernichtet.

Quelle: @Schuldensuehner / X
Makroökonomie: USA robust – Eurozone schwächelt
Die Weltwirtschaft bleibt weiterhin zweigeteilt: Während die US-Konjunktur durch Stabilität und Resilienz überzeugt, kämpft die Eurozone mit anhaltender Schwäche. Die Wirtschaftsdaten aus den Vereinigten Staaten zeigen ein erfreuliches Bild. Der Arbeitsmarkt bleibt robust, was sich in einem positiven Beschäftigungstrend widerspiegelt. Der ISM-Dienstleistungsindex übertraf mit 51,4 Punkten die Erwartungen, was auf ein weiterhin solides Wachstum im Dienstleistungssektor hindeutet. Auch die Löhne steigen weiterhin moderat, was die Konsumausgaben stützt. In der Eurozone hingegen dämpfen schwache Einkaufsmanagerindizes die Stimmung. Besonders die Industrie leidet weiterhin unter strukturellen Problemen und schwacher Nachfrage.
Deutschland bildet dabei keine Ausnahme: Der ifo-Geschäftsklimaindex ist erneut leicht zurückgegangen – ein Hinweis darauf, dass die Unternehmen auch im Frühjahr noch nicht auf eine nachhaltige Erholung setzen. Gleichzeitig zeigt sich bei der Inflation ein gemischtes Bild: In der Eurozone ist die Gesamtinflation zwar rückläufig, doch die Kerninflation – also jene ohne Energie und Lebensmittel – verharrt auf einem hartnäckig hohen Niveau. Dies signalisiert, dass der Preisdruck im Dienstleistungsbereich weiterhin besteht.
Die Inflationsentwicklung verläuft ebenfalls unterschiedlich: Während die US-Inflation langsam sinkt, bleibt in der Eurozone insbesondere die Kerninflation hartnäckig – mit anhaltendem Preisauftrieb im Dienstleistungsbereich. Der ganz entscheidende Punkt ist jedoch, dass die jetzigen Daten nicht etwa ein Ergebnis der Trumpschen Politik sind, sondern eben noch ein Nachläufer Joe Bidens darstellen. Was die jetzige Zollpolitik auf Inflation- und Arbeitsmarktebene bedeutet, dürfte sich erst mit einer gewissen Verzögerung zeigen. Und genau das ist in den Köpfen der Anleger. Positive Wirtschaftsdaten dürften demnach nun nicht mehr das Wind aus den Segeln nehmen können.
Zinspolitik von Fed und EZB
Die geldpolitische Ausrichtung der beiden wichtigsten Zentralbanken der Welt, der Fed und der EZB, driften aktuell weiter auseinander. Die US-Notenbank bleibt vorsichtig: Auch wenn der Markt derzeit mit fünf Zinssenkungen bis Jahresende rechnet, gibt sich Fed-Chef Jerome Powell zurückhaltend. Er betont, dass die Inflation weiter sinken müsse, bevor geldpolitische Lockerungen erfolgen. Ein erster Zinsschritt wird derzeit frühestens im Juni erwartet – mit Tendenz zur weiteren Verschiebung, falls sich die Konjunkturdaten weiterhin so robust zeigen.
Ganz anders in Europa: Die Europäische Zentralbank sendet deutlichere Signale in Richtung Zinssenkungen. Mehrere Ratsmitglieder, darunter EZB-Vizepräsident Luis de Guindos, äußerten sich offen für eine Zinssenkung im Juni. Die EZB betont jedoch, dass neue Projektionen zu Inflation und Wachstum für eine endgültige Entscheidung entscheidend sein werden.

Quelle: @ecb / X
Der Markt hat diese Signale aufgenommen und preist aktuell rund 3 Zinssenkungen für 2025 im Euroraum ein.
Sektorrotation
Nach einem starken Start ins Börsenjahr 2025 kam es in der vergangenen Woche zu Rücksetzern an den internationalen Aktienmärkten. Besonders der technologielastige Nasdaq gab nach – getrieben von Gewinnmitnahmen in überbewerteten Einzeltiteln. Anleger nutzten das hohe Kursniveau, um sich teilweise aus Technologiewerten zurückzuziehen. Gleichzeitig ist eine Sektorrotation zu beobachten: Substanzwerte und konjunktursensitive Titel rücken wieder stärker in den Fokus, vor allem im europäischen Markt.
Rentenmärkte- Beruhigung nach Renditeanstiegen
Am Anleihemarkt kam es nach dem kräftigen Anstieg der Renditen in den Vorwochen zu einer Stabilisierung. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen pendelten sich bei derzeit 4,00 % ein. Auch in Europa verlief die Woche am Rentenmarkt vergleichsweise ruhig. Die Risikoprämien von Unternehmensanleihen bleiben gering, was auf ein stabiles Marktumfeld hinweist. Die Anleger zeigen sich weiterhin risikofreudig, obwohl der Spread zwischen Investment-Grade- und High-Yield-Papieren historisch gesehen moderat ist.

Quelle: Fred
Die Aussagen der EZB trugen zur Entspannung bei europäischen Staatsanleihen bei. Besonders italienische und französische Papiere konnten davon profitieren. Die Inflationserwartungen bleiben trotz kurzfristiger Schwankungen gut verankert, was die Zentralbanken in ihrer vorsichtigen Haltung bestärkt.

Wochenausblick- Internationale Reaktionen und Wirtschaftsdaten
Die neue Woche steht im Zeichen wichtiger Konjunkturdaten, insbesondere aus den USA. Am Mittwoch wird das Protokoll der letzten Fed-Sitzung veröffentlicht, das Einblicke in die geldpolitischen Überlegungen geben dürfte. Wie es um das Verbrauchervertrauen steht, werden uns die Zahlen der Uni Michigan am Freitag sagen. Zudem stehen Inflationsdaten auf der Agenda – insbesondere die Verbraucherpreise am Donnerstag. Diese könnten maßgeblich beeinflussen, ob der Markt seine Zinssenkungserwartungen anpasst, bzw. inwiefern die Datenlage noch als Bewertungsindikator für die Anleger dient.

Quelle: @KobeissiLetter / X
In Europa sind die Daten etwas weniger dominant, doch Industrie- und Handelszahlen sowie Äußerungen von EZB-Vertretern könnten Impulse liefern. Die Märkte dürften aber vor allem auf die Geopolitik und die internationalen Antworten sowie Gegenmaßnahmen schauen. Eine internationale Ausdehnung von Handelsbarrieren würde vor allem den exportdominanten Dax schwächen- den US-Markt ohnehin.
Ein weiteres Ansteigen der Volatilität würde die Inverse VIX-Kurve zunehmend anfachen und nicht nur auf fundamentaler, sondern zudem auf mechanischer Ebene Druck ausüben.

Quelle: @zerohedge / X
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