Am gestrigen Donnerstag kam es in den USA zur Veröffentlichung wichtiger Daten, welche Auskunft über die derzeitige wirtschaftliche Lage der größten Volkswirtschaft der Welt gaben. Auf dem Arbeitsmarkt waren bei genauerem Hinsehen Anzeichen für eine mögliche Abkühlung zu sehen, während die guten PMI-Daten den faden Beigeschmack von Inflation beinhalteten. Der US-Immobilienmarkt bleibt nach wie vor sehr geschwächt.

Langzeitarbeitslosigkeit steigt
In den USA sind die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe laut neustem Arbeitsmarktbericht auf 227.000 Stellen gesunken und verbleiben damit auf einem ähnlichen Niveau wie seit Ende 2021.

Gleichzeitig nehmen jedoch die fortlaufenden Arbeitslosenhilfen spürbar zu, insbesondere in den wirtschaftsstarken Regionen des sogenannten „Deep TriState“-Gebiets. Mit über 1,903 Millionen Empfängern wurde der höchste Stand seit Dezember 2021 erreicht.

Interessant ist diesbezüglich die Job Opening Rate, die beschreibt wie viele neue Stellen von Unternehmen ausgeschrieben werden. Betrachtet man die Trends hinzu KI und Automatisierung, ist es trivial, dass diese Rate seit Jahren kontinuierlich abnimmt. Wichtig ist, dass die Rate von 4,3 % noch deutlich über dem historischen Durchschnitt von 3,5 % im Zeitraum zwischen 2001-2019 liegt und es bei bloßer Betrachtung eher zu einer Normalisierung ausgehend von dem Corona-Hoch mit einer Rate von 7 % kommt.

Wir sehen also folgendes Arbeitsmarktumfeld: Die im Arbeitsmarkt befindlichen Personen verlieren nicht übermäßig ihren Job. Gleichzeitig bleiben die Menschen, die ihren Job verlieren, länger arbeitslos, was ein mögliches Anzeichen für eine Abschwächung der Nachfrage nach Arbeitskräften ist. Bezieht man noch die Job Opening Rate ein, so schwächt sich diese ausgehend von Corona wieder deutlich ab- hier ist aber eher eine Normalisierung zu sehen.

Der US-Arbeitsmarkt zeigt also aktuell robuste Grundstrukturen, doch unter der Oberfläche zeichnen sich erste Spannungen und potenzielle Schwächen ab. Die Situation ist derzeit weder krisenhaft noch boomend, sondern geprägt von einer fragilen Balance zwischen Normalisierung und Abschwung. Die Gefahr, welche nun besteht, ist, dass die Zoll- und Außenhandelspolitik Trumps zu weiterer Unsicherheit der Unternehmen und somit zu fallenden Job Opening Rates sowie steigender langfristiger Arbeitslosigkeit führt. Auch der Faktor Künstliche Intelligenz darf mittel- bis langfristig nicht aus der Formel des Arbeitsmarktes ausgenommen werden. Die Arbeitsmarkt kann sich nun unter Umständen rasch abkühlen.
PMI- Daten
Währenddessen zeigt sich die Konjunktur in den Soft-Data widerstandsfähig. Sowohl der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie als auch für den Dienstleistungssektor stiegen im Mai deutlich an und übertrafen die Erwartungen.

Quelle: @LuxAlgo / X
Der zusammengesetzte PMI-Index kletterte auf 52,1 Punkte und signalisiert damit wieder Wachstum. Besonders erfreulich war der Anstieg der Neuaufträge, was auf eine Erholung der Geschäftstätigkeit hindeutet. Unternehmensstimmung und Zukunftserwartungen hellten sich merklich auf, auch wegen einer vorläufigen Pause bei geplanten Zollanhebungen.
Trotz des erfreulichen Aufschwungs des Wachstums kam es ebenfalls zu einem deutlichen Anstieg der Preise, so der S&P Global- PMI:
„Die durchschnittlichen Preise für Waren und Dienstleistungen stiegen im Mai sprunghaft an und erreichten damit ein Tempo wie seit August 2022 nicht mehr, als pandemiebedingte Engpässe eine weitverbreitete Preisinflation verursachten. Besonders stark stiegen die Verkaufspreise der Hersteller, die den stärksten monatlichen Anstieg seit September 2022 verzeichneten. Die Gebühren für Dienstleistungen stiegen so stark wie seit April 2023 nicht mehr.“
Für dem jüngsten Anstieg der Erzeugerpreise waren ebenfalls überwiegend Zölle verantwortlich, welche dazu führten, dass die Kosten für importierte Vorleistungen direkt in die Höhe getrieben wurden oder die Lieferanten dazu veranlassten, zollbedingte Kostensteigerungen weiterzugeben.
US-Immobilienmarkt
Ein Wermutstropfen bleibt weiterhin der Immobilienmarkt: Die Verkäufe bestehender Häuser fielen im April um -0,5 % und verzeichneten mit 4 Millionen verkauften Einheiten die niedrigste April-Zahl seit der Finanzkrise 2009.

Der Medianpreis erreichte mit 414.000 Dollar einen neuen April-Rekord. Dies liegt auch daran, dass insbesondere höherpreisige Immobilien gehandelt wurden.

Quelle: nar.realtor
Trotz steigender Lagerbestände fehlt vielen Käufern offenbar weiterhin der Anreiz zum Kauf – vermutlich wegen der immer noch hohen Hypothekenzinsen. Dennoch machen Erstkäufer inzwischen wieder einen höheren Anteil der Käufe aus (34 %), was auf angestaute Nachfrage hindeutet. Sollten die Zinsen sinken, könnte sich der Markt kurzfristig wieder beleben.

Quelle: nar.realtor
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Foto von Towfiqu barbhuiya auf Unsplash