VERTRAUENSBRUCH IN ECHTZEIT: DER SYSTEMATISCHE ABVERKAUF DES US-DOLLARS

Die Schlagzeilen der letzten Tage und Wochen sind eindeutig: Trump crasht die Märkte, stellt das dem über Jahrzehnte, gar Jahrhunderte zugrunde liegende Prinzip der Globalisierung infrage und Gold erreicht ein Rekordhoch nach dem Anderen. Eine wesentliche, wenn nicht sogar entscheidende Entwicklung wird jedoch in den gegenwärtigen Debatten nur geringfügig angeschnitten- der Abverkauf des Dollars. Die unten abgebildete Grafik zeigt die bisherige Performance des Dollars seit Beginn diesen Jahres.

Quelle: @rshereme / X

YTD befindet sich der ICE U.S. Dollar Index über 8 Prozent im Minus. Hierbei handelt es sich jedoch nicht einfach nur um Währungsschwankungen, sondern um ein tiefgreifendes Umschichten und Umlenken von Kapital.

Das derzeitige Dollar-Paradoxon

Warum ist das so ungewöhnlich? Und vor allem: Warum spricht man hier von einer möglichen finanz- und wirtschaftshistorischen Wende? Mit dem Amtsantritt Donald Trumps kam eine große Unsicherheit. Sein faschistisches Streben nach einer neuen Welt- und Wirtschaftsordnung mit einer stärkeren USA sorgte besonders wegen des rustikalen Fouls an den globalen Freihandel für Trouble an den Märkten. Die Aktienindizes sackten global ab- Unternehmen und Investoren verfielen in große Unsicherheit. In Zeiten von Unsicherheit ist es trivial, dass man sein Kapital nicht etwa in den risikoreichen Assets wie Aktien oder Krypto hielt, sondern in „sichere Häfen“ umschichtete. Auf der einen Seite ist das Gold, auf der anderen Seite sind das Staatsanleihen. Letzteres hat gegenüber Gold jedoch den ganz großen Vorteil, dass es feste Zinsen abwirft, insofern der Schuldner, als der Emittent der Anleihe, solvent bleibt.

Da der USD die Leitwährung ist und die USA immer als starke Wirtschaftsmacht galt, war es nur üblich in unsicheren Zeiten in US-Staatsanleihen zu gehen sowie sich amerikanische Vermögenstitel anzuschaffen. Durch diesen Effekt wurde der US-Dollar in der Regel stark nachgefragt und wertete besonders in risikoreichen Zeiten auf. Dieses Mal sieht man jedoch einen gegenteiligen Effekt. Das Kapital wird nicht etwa in den USA in Form von USD geparkt, sondern in andere Wirtschaftsräume wie etwa nach Europa, insbesondere den Schweizer Franken umgeschichtet. Es ist eine systematische Veränderung in der Bewertung des USD als sichere Anlage.

US-Staatsanleihe Auktionen

Auf die Frage, wie sehr die Welt den USA noch vertraut, liefern besonders die Auktionen langfristiger US-Staatsanleihen eine Antwort. So wurde auch die 20-jährige US-Staatsanleihe-Auktion am 16. April 2025 mit Spannung erwartet, insbesondere nach dem Zusammenbruch mehrerer Hedgefonds durch das sogenannte „Basis-Trade“-Debakel in der Vorwoche.

Quelle: cmegroup.com

Die Neuemission mit einem Volumen von 13 Milliarden US-Dollar wurde zu einer Rendite von 4,810 % vergeben – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vormonat (4,632 %) und der höchste Wert seit Februar. Noch wichtiger: Die Auktion „stoppte durch“, also unterbot den zuvor gehandelten Sekundärmarktzins (4,814 %) leicht um 0,4 Basispunkte – das zweite Mal in Folge und das dritte Mal in den letzten vier Monaten. Ein Zeichen robuster Nachfrage.

Die Nachfragekennzahl „Bid-to-Cover“ lag bei soliden 2,63. Zwar war dies ein Rückgang im Vergleich zum Vormonat (2,78), jedoch weiterhin über dem Sechs-Auktionen-Durchschnitt von 2,57 – ein weiteres Indiz für die solide Nachfrage.

Besonderes Augenmerk lag auf der Aufteilung der Bietergruppen, nachdem es zuletzt kaum Direktkäufer gab. Laut zerohedge entfielen bei dieser Auktion 70,7 % auf indirekte Bieter, etwa ausländische Zentralbanken und institutionelle Investoren – der höchste Wert seit August und klar über dem Durchschnitt. Die Direktkäufer (vor allem US-Investoren) zeichneten 12,3 % – der niedrigste Anteil seit November. Die verbleibenden 17 % übernahmen die Primary Dealer (Händler, die mit der Fed direkt zusammenarbeiten), was leicht über dem Durchschnitt von 15,3 % lag und im Rahmen der Erwartungen war.

Quelle: zerohedge.com

Insgesamt war dies eine starke Auktion, die die Sorgen über ein potenzielles Ausbleiben ausländischer Käufer fürs Erste zerstreute.

Aber…

Auch wenn es bei den Auktionen von US-Staatsanleihen zu keinen Debakeln kommt, ist die Nachfrage nach US-Dollar signifikant niedrig. Aufgrund der politischen Unsicherheit sowie den protektionistischen Aussagen und Maßnahmen Trumps geraten schon Kleinigkeiten wie etwa Besuche von ausländischen Staatsbürgern in den USA ins Wanken. Aber es ist viel mehr als nur das physische Meiden der USA. Primär das Abziehen von Kapital bringt den US-Dollar immer weiter unter Druck.

Quelle: @YourAnonCentral / X

Die sinkende Nachfrage, welche sich etwa in dem Fall des DXY widerspiegelt, zeigt sich nun besonders auf dem Optionsmarkt. Zum ersten Mal seit fünf Jahren zahlen Optionshändler nämlich nun eine Prämie, um sich gegen das Abwärtsrisiko des US-Dollars abzusichern. Natürlich handelt es sich hier nicht um eine historische und weltverändernde Beobachtung, jedoch zeigt die Prämie, dass der Dollar momentan nicht als Sicherheits- und Krisenabsicherungsasset angesehen wird.

Quelle: @Barchart / X

Denn auch, wenn das systematische Diversifizieren schon seit Jahren an Fahrt gewinnt, ist der relative Dollar-Anteil der Zentralbankreserven besonders seit Corona eindrucksvoll am Sinken. Der US-Dollars als globale Reservewährung wird vielleicht derzeit noch nicht vermieden- auch weil das gesamte Finanzsystem auf dem US-Dollar beruht-, aber es wird offensichtlich schon seit längerer Zeit ein Risiko darin gesehen, sich alleinig auf Amerika zu verlassen.

Quelle: @MacroAlf / X

Es ist kein Geheimnis, dass der Status des USD lange auf dem weltweiten Vertrauen in die wirtschaftliche und politische Stabilität der Vereinigten Staaten beruhte. Doch in einer Zeit, in der das Haushaltsdefizit explodiert, gesetzliche Risiken für ausländische Investoren steigen (z. B. durch die Möglichkeit der Konfiszierung von US-Vermögenswerten „feindlicher Staaten“) und sich geopolitische Allianzen neu sortieren, wird dieses Vertrauen zusehends erschüttert. Eine Abwärtsdynamik, welche in der Grafik zu sehen ist- der große Profiteur ist Gold.

Charttechnisches Risiko

Auch wenn Charttechnik in einem solch komplexen und tiefgreifenden Thema kein signifikanter Parameter ist, veranschaulicht der aktuelle DXY-Index den Ernst der Lage. Denn dieser befindet sich derzeit an einem wirklichen Wendepunkt, einer Trendline, welche beim Durchbrechen nach unten großen mechanischen Verkaufsdruck verursachen könnte.

Quelle: @TaviCosta / X

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