Gespannt schauen heute die Anleger auf den amerikanischen Arbeitsmarkt- die Aussagen von Fed-Chef Powell und das letzte FOMC-Protokoll haben offenbart, dass die Arbeitsmarktdaten momentan die entscheidende Rolle tragen, ob es vielleicht doch zu mehr Zinssenkungen kommen könnte als erwartet. Die Non-Farm-Payrolls sowie die Arbeitslosenquote haben heute weiter Wind aus den Segeln genommen, der US-Dollar und die Kapitalmarktzinsen steigen auf kritische Niveaus.
Arbeitsmarkt – Erwartungen

Auf der Grafik von Bloomberg ist gut zu erkennen, dass es seit 2022 einen Abwärtstrend in Bezug auf die Non-Farm Payrolls gibt. Diese beschreiben die monatliche Veränderung der Beschäftigtenzahl ohne Angestellte in der Landwirtschaft und ist die wichtigste und aussagekräftige Kennzahl unter den US-Wirtschaftsindikatoren. Nachdem im Oktober aufgrund des Hurrikans nur 12 Tausend Stellen (revidiert: 36 Tausend) geschaffen werden konnten, erholte sich der Arbeitsmarkt im November, sodass es zu einer monatlichen Veränderung von 227 Tausend Stellen kam. Erwartet wurden nun für den Dezember 165 Tausend.
Aus dem FOMC-Protokoll des Dezembers 2024 ging einmal mehr hervor, dass die erhöhten Inflationsrisiken eine restriktivere Zinspolitik erfordern. Um die Unstimmigkeit zu verdeutlichen, fiel schon die Entscheidung der letzten Zinssenkung nicht einstimmig; Beth Hammack von der Cleveland Fed stimmte für unveränderte Zinsen. Für 2025 prognostizieren die FOMC-Mitglieder demnach im Median nur noch zwei Zinssenkungen um je 25 Basispunkte, statt der zuvor erwarteten vier. Der entscheidende Punkt war, dass die Notenbanker die Notwendigkeit betonten, Arbeitsmarktindikatoren genau zu beobachten.

Quelle: @Mayhem4Markets / X
Aufgrund der Tatsache, dass die Märkte primär wegen der Geldpolitik an den Arbeitsmarktdaten interessiert sind, hat Goldman Sachs plausibler Weise die obliegende Prognose getroffen. Im Kern liegt die Aussage, dass Arbeitsmarktdaten leicht unter den Erwartungen von 165 K zu steigenden Kursen und sehr starke Arbeitsmarktdaten zu einem Abverkauf führen werden. Im Falle eines weiterhin soliden Arbeitsmarktes würde die Fed in Angesicht der Inflationssorgen keinen Grund haben, die Zinsen zu senken, der Dollar sowie die Kapitalmarktzinsen würden ansteigen- Geld und somit Marktliquidität wird de facto teurer.
Non-Farm Payrolls bei 256K

Quelle: @KathyJones / X
Die Non-Farm Payrolls stiegen im Dezember um 256 Tausend Stellen. Somit ist der 3-Months-Moving-Average über den 6-Jährigen gestiegen, was zumindest per Daten für eine derzeit positive Arbeitsmarktdynamik spricht. Besondere Anstiege gab es im Gesundheitswesen, der Regierung und der Sozialhilfe. Jobverluste verzeichnete weiterhin der Einzelhandel. Die Daten aus dem November wurden von 227 Tausend auf 212 Tausend revidiert.

Stundenlöhne
Die Stundenlöhne fielen im Jahresvergleich etwas unter den Erwartungen aus (gemeldet: 3,9%; erwartet: 4,0%), monatlich entsprach der Anstieg dem Konsens von 0,3%. Das ist ein leicht positives Zeichen für die Märkte, da dies impliziert, dass die Inflation seitens der Lohnentwicklung mittelfristig zumindest nicht angestiegen ist. Kurzfristig ist die Entwicklung der Löhne als stabil zu bewerten.
Arbeitslosenquote
Die Arbeitslosenquote wird von Ökonomen als zentraler Indikator für die wirtschaftliche Lage beobachtet. Nach zwei aufeinanderfolgenden Anstiegen Anfang 2024 lag die Quote bis dato bei 4,2 %, höher als die 3,7 % zu Jahresbeginn. Ein weiterer Anstieg über 4,5 % könnte die Erwartungen an Zinssenkungen der Fed beeinflussen.

Aber auch bezüglich der Arbeitslosenquote gab es eine rückläufige Entwicklung. Mit 4,1% sank die Arbeitslosigkeit zwar nur leicht, aber genug, um die Zinssenkungshoffnungen vermutlich erstmals auf Eis zu legen.
Für den nächsten Monat werden Benchmark-Revisionen und neue saisonale Faktoren in der Unternehmensumfrage erwartet. Für uns ist das interessant, da dies größere Auswirkungen auf die Arbeitsmarktstatistiken haben könnten. Vorläufige Daten deuten darauf hin, dass in den 12 Monaten bis März 2024 möglicherweise 818.000 weniger Arbeitsplätze geschaffen wurden als ursprünglich gemeldet- siehe Revisionen.
Stabiler Arbeitsmarkt stützt USD

Der USD (DXY) legte wie erwartet zu. Kurzzeitig stieg der Dollar-Währungsindex auf 110 Punkte, bewegt sich nun bei 109,50 Punkten +0,33% im Plus.

Der Euro geriet weiter unter Druck und notiert derzeit bei 1,025 (-0,40%).

Die 10-Jährigen US-Staatsanleiherenditen (US10Y) steigen auf 4,759%- da diese als Kapitalmarktzinsen gelten und als Orientierung bezüglich Hypothekenfinanzierung etc. gelten, sind diese hohen Renditen auch für die Realwirtschaft ein reelles Problem. Dass nun Liquidität seit geraumer Zeit extrem teuer ist, werden die Aktienmärkte merken, auch wenn es die letzten Wochen nur durchaus unbeeindruckte Reaktionen seitens der Indizes gab.

Laut den Futures wird der heutige Handelstag etwas holprig. Die schwindenden Zinssenkungshoffnungen dürften an der Wallstreet gegen Ende der Handelswoche Spuren hinterlassen. Prognosen von Goldman Sachs zur Folge dürfte der Tagesverlust nicht unwahrscheinlich mindestens 100 Basispunkte betragen können.

Der Bitcoin wird derzeit unterhalb der 94.000 USD gehandelt. Kurz nach einem Kursrutsch nach 14.30 Uhr MEZ kam es zu einer leichten Erholung.

Quelle: @DrStrategy
Ein kleiner Blick auf die Vollzeitstellen zeigt ein etwas anderes Bild. Denn diese gingen in den USA von Monat zu Monat um 350.000 zurück- eine strukturelle Neuformatierung, welche auch in Deutschland und Europa festzustellen ist. Die Verschiebung hinzu der Teilzeit birgt die reelle Gefahr von niedrigeren fiskalischen Einnahmen in Form von Steuern- das US-Staatsdefizit dürfte nicht unbedingt kleiner werden.
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