STEIGENDE US-ANLEIHERENDITEN: DIE URSACHEN UND DEREN FOLGEN

Während sich der Aktienmarkt mit der kleinen Rallye dieser Woche positiv zeigte, kam es bezüglich der amerikanischen Anleihen zu einer vermeintlichen Niederlage für Donald Trump. Denn wie bereits bekannt, kam es lediglich aus einem Grund zu der 90-tägigen Aussetzung der reziproken Zölle- dem starken Anstieg amerikanischer Anleiherenditen.

Diese sind für Trump und seine Regierung von elementarer Bedeutung, weil im Jahr 2025 Schuldpapiere in Höhe von über 9 Billionen US-Dollar refinanziert werden müssen. Aufgrund des zukunftsnahen Zeitpunkts ist die Höhe der Zinsen, welche die USA ihren Gläubigern zahlen muss, sehr bedeutend. Denn die daraus resultierende Zinslast bestimmt schlussendlich wie groß der Handlungsspielraum in der finanziellen Umsetzung politischer Ziele sein wird.

Quelle: @KobeissiLetter / X

Aktuelle Entwicklung

Erst gestern stieg die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen um 35 Basispunkte auf 4,5 %- und das trotz dessen die CPI-Daten mit 2,3 % niedriger ausfielen als erwartet. Somit wäre es nur trivial zu denken, dass auch die Zinssenkung näher rückt. Der Handelsdeal, welcher gestern zwischen Saudi Arabien und den USA verkündet wurde, mindert jedoch die Handlungsnotwendigkeit von Fed-Chef Jerome Powell- durch dieses Abkommen schmälert sich nämlich gleichzeitig auch die Sorge um einen möglichen Einbruch der Wirtschaft.

Quelle: @KobeissiLetter / X

Was verrät uns also die aktuelle Entwicklung der US-Staatspapiere? Es geht um viel mehr als einfach nur die Entwicklung des Preisniveaus. Der Vertrauensverlust in den Dollar ist nur eine vieler möglicher Ursachen. Fakt ist aber: Die steigenden Anleiherenditen üben erheblichen Druck auf Trump und seine wirtschaftspolitischen Ziele aus.

Warum es zu internationaler Destabiliserung führen könnte

Ein besonders genauer Blick sollte auf die Rendite der 30-jährigen US-Staatsanleihen gerichtet werden. Diese hat mit 4,94 % den höchsten Stand seit fast 20 Jahren erreicht. Aktuell liegt die Rendite der 30-jährigen Anleihen kaum über dem Leitzins der Fed. Historisch betrachtet sollten Langzeitanleihen jedoch deutlich über dem nominalen BIP-Wachstum (2024 bei ca. 5,0 %) liegen, um Wachstum und Risiken abzubilden. Die aktuelle Entwicklung zeigt jedoch keine gesunde Expansion, sondern vielmehr eine fragilere Marktstruktur.

Quelle: @Barchart / X

Die Nachfrage nach US-Anleihen basiert nämlich schon länger auf Bedingungen, nicht auf echtem Vertrauen. Die USA müssen höhere Zinsen bieten, um Schulden zu refinanzieren. Die geringe Differenz zwischen nominalem BIP und langfristigen Anleiherenditen deutet auf ein labiles Gleichgewicht hin, das künstlich durch kurzfristige Anleiheemissionen, inländische Käufer und nicht unmittelbar einsichtige Maßnahmen der Fed gestützt wurde. Die steigenden Renditen könnten nun Kapital in die USA lenken und andere Märkte destabilisieren. Hohe US-Renditen ziehen internationales Kapital ab, Schwellenländer müssen ihre Zinsen erhöhen, um Kapitalflucht zu verhindern, was deren Wirtschaft schwächt. Währungsreserven in diesen Ländern schrumpfen, was deren finanzielle Stabilität gefährdet. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man überhaupt US-Vermögenstitel im Besitz haben möchte.

Der aktuelle Anstieg zeigt auch, dass die USA nicht mehr auf verlässliche ausländische Investoren zählen können. Japan und China reduzieren ihre Bestände an US-Staatsanleihen, und das Recycling von Petrodollars nimmt ab. Statt die durch Export entstehenden Überschüsse in Form von US-Dollar wieder in US-Vermögenswerte zu investieren, wird zunehmend auf Gold oder andere Währungen wie den Schweizer Franken gesetzt.

Die Zinskurve zeigt eine Mischung aus Rezessionsangst im mittelfristigen Bereich (invers) und gleichzeitig wachsender Skepsis gegenüber der langfristigen finanziellen Lage der USA- dies zeigt sich in dem steilen Anstieg der langfristigen Zinsen. Die Entwicklung zwischen Anfang des Monats und dem gestrigen Tag zeigt auf, dass die Marktteilnehmer in kurzer Zeit eine deutlich höhere Risikoprämie für langfristige Anleihen fordern – ein deutliches Zeichen, dass selbst die kurzfristige Deeskalation zwischen China und den USA für keine nachhaltige Beruhigung des globalen Misstrauens sorgen konnte.

Quelle: ustreasuryyieldcurve.com

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Foto von Rich Smith auf Unsplash

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