Es ist ein großes, wenn nicht sogar das unter Ökonomen am kontrovers diskutierteste Thema in der Bundesrepublik Deutschland- die Schuldenbremse. In Anbetracht der jüngsten politischen Geschehnisse rund um die Sondierungsgespräche zwischen SPD und CDU möchte ich in diesem Beitrag empirisch analysieren, inwiefern eine Schuldenbremse aus ökonomischer Sicht Sinn macht und inwieweit sie in welcher Form reformiert werden sollte oder auch nicht. Auch wenn ich mir durchaus über die medialen Eklats rund um das „gebrochene Wahlversprechen“ von wahrscheinlich Neukanzler Merz im Klaren bin, möchte ich so weit es geht auf politisch subjektive Stellungsnahmen verzichten und mich auf die empirische Faktenlage und ökonomischen Sachkenntnisse stützen.
Was ist passiert?
Bevor sich dieser Artikel der Analyse des Wirkungsmechanismus der Schuldenbremse widmet, sollte erst einmal geklärt werden, was überhaupt von CDU und SPD verkündet wurde und warum jene Äußerung für mächtig Furore in den Medien sorgt.

Quelle: @SHomburg / X
Union und SPD haben sich in ihren Sondierungsgesprächen auf eine weitreichende Reform der Schuldenbremse geeinigt, um massive Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur zu ermöglichen. Demnach sollen Verteidigungsausgaben, die 1% des BIP übersteigen, von der Schuldenregel ausgenommen werden, ohne eine Obergrenze festzulegen. Zudem ist ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro geplant, das über zehn Jahre hinweg in Straßen, Schienen und andere Infrastrukturprojekte fließen soll. Um dies zu realisieren, soll das Sondervermögen im Grundgesetz verankert und von der Schuldenbremse ausgenommen werden.
Union und SPD planen zudem eine Expertenkommission zur Modernisierung der Schuldenbremse, um eine dauerhafte Investitionsstrategie zu entwickeln. Demnach möchte man nicht nur dem Bund eine jährliche Neuverschuldung von 0,35% des BIP ermöglichen, sondern jene auch den Ländern zusichern. Bis Ende 2025 soll die Gesetzgebung dazu abgeschlossen sein.

Quelle: @thinkBTO / X
Da für eine Grundgesetzänderung eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich ist, versuchen Union und SPD, die Reform noch vor der Konstituierung des neuen Bundestags mit Unterstützung der Grünen durchzusetzen, da FDP, AfD und Linke Sondervermögen grundsätzlich ablehnen. Die Verteidigungsausgaben sollen unter anderem für eine bessere Luftabwehr, Cyberabwehr, Drohnentechnologie und Heimatschutz verwendet werden. Zudem soll eine Beschleunigung der Beschaffung von Rüstungsgütern gesetzlich geregelt werden.
Entscheidend ist, dass die Finanzierung über Kredite erfolgen soll, die der Staat durch die Ausgabe von Anleihen aufnimmt. Langfristig müssen diese aus Steuergeldern zurückgezahlt werden, wobei die Tilgung des Bundeswehr-Sondervermögens beispielsweise erst ab 2031 vorgesehen ist.
SChuldenbremse
Die Schuldenbremse, wie wir sie heute kennen, existiert jedoch nicht etwa seit Jahrzehnten, geschweige denn universell in globaler Ausführung. Die Reform der Schuldenbremse war schlussendlich eine Reaktion auf wachsende Sorgen über die Tragfähigkeit der deutschen Staatsfinanzen, da die Staatsschuldenquote seit den 1970er-Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Besonders im Jahr 2009, inmitten der angespannten Lage der Europäischen Währungsunion, sollte sie das Vertrauen der Kapitalmärkte in Deutschland als Stabilitätsanker stärken. Die gesamtstaatliche Schuldenstandsquote erreichte nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2010 mit 82 Prozentpunkten ihren Höhepunkt- deutlich höher als der Maastrichter Vertrag mit 60% des BIPs erlaubt. Seit der Einführung 2011 ist die Staatsschuldenquote kontinuierlich gesunken. (siehe Abbildung Deutsche Bundesbank)

Quelle: Deutsche Bundesbank
Spätere Krisen wie die Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine verdeutlichten, wie wichtig es ist, in wirtschaftlich stabilen Zeiten fiskalische Spielräume zu schaffen. Nur so ist es Staaten möglich, in Krisensituationen flexibel reagieren zu können. Gleichzeitig zeigte die Schuldenbremse ihre Anpassungsfähigkeit, da die deutsche Finanzpolitik während der Corona- und „Energiekrise“ umfangreiche Maßnahmen ergriff. Diese entschlossene Reaktion war durch den vorherigen Aufbau finanzieller Puffer möglich, ohne das Vertrauen der Finanzmärkte in die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen zu gefährden.
Thesen von Kritikern der Schuldenbremse
Unter Ökonomen gibt es einen Anteil, welcher der Schuldenbremse zumindest in der derzeitigen Form kritisch gegenüber steht. Auch in den Medien treten im Kern immer die gleichen drei Kritikpunkte auf:
- Die Schuldenbremse ist eine Investitions- und Wachstumsbremse.
- Die Anderen machen doch auch Schulden?!
- Die Schuldenbremse ist nicht gerecht.
Aber stimmt das wirklich? Ist die Schuldenbremse doch vielleicht ein komplettes ökonomisches Irrtum der letzten Jahre? Die Antwort ist: Nein. Warum? Das zeigen wir anhand wissenschaftlicher Arbeiten und ökonomischer Plausibilität.
1. Die Schuldenbremse ist eine Investitions-und Wachstumsbremse
Die Kritik, dass die Schuldenbremse eine Investitionsbremse sei, wird durch den Bundeshaushalt 2024 widerlegt. Trotz der Einhaltung der Schuldenbremse sind die Investitionen auf Rekordniveau, über dem Vorkrisenniveau. Die Schuldenbremse fördert eine effiziente und vorausschauende Finanzpolitik, indem sie Staatsausgaben priorisiert und den Anteil investiver Mittel im Haushalt erhöht. Wissenschaftliche Studien, wie die des ifo Instituts aus dem Jahr 2023, zeigen, dass Fiskalregeln keine negativen Auswirkungen auf öffentliche Investitionen haben.

Quelle: Blesse et al. (2023): „Schwächen Fiskalregeln öffentliche Investitionen?“
Im Gegenteil, durch die Einhaltung der Schuldenbremse wird Vertrauen geschaffen, das private Investitionen anzieht, die für die Modernisierung der Wirtschaft entscheidend sind. Insgesamt unterstützt die Schuldenbremse Innovationen und sorgt für nachhaltige, zukunftsorientierte Investitionen.
Betrachtet man nun zusätzlich die Aussage, die Schuldenbremse sei ein Wachstumshemmer, indem man beispielsweise auf die USA verweist, so wird diese durch die unten angeführte Grafik entkräftet. Denn anhand jener ist zu sehen, dass sowohl die Sachinvestitionen, als auch das BIP pro Kopf in Bundesländern (auch hier ist beispielsweise die USA in den Daten implementiert- es gibt überhaupt über 100 Länder, welche Fiskalregeln befolgen) mit einer verankerten Schuldenbremse höher ist als das in Bundesländern, in welchen jene nicht in der Verfassung verankert ist.

Quelle: Wirtschaftsdienst
Diese Korrelation ist zwar kein eindeutiger Beweis, dass Staaten aufgrund ihrer fiskalischen Regeln eine stärkere Wirtschaftsleistung pro Kopf aufweisen, jedoch belegt es, dass es durch die Schuldenbremse nicht etwa zu einem geringeren Wirtschaftswachstum kommt.
2. Die Anderen machen doch auch Schulden?!
Im Zuge der gemeinsamen Währungsunion gelangt Deutschland immer wieder in eine Situation, in welcher Parallelen zu den anderen Euromitgliedern gezogen werden, welche sich deutlich intensiver verschulden.

Quelle: Deutsche Bundesbank
Schaut man sich die Daten an, mag man meinen, die Frage in den Raum stellen zu können, warum sich Deutschland dann an die Regeln hält. Trivialerweise könnten sie sich doch einfach ihrer niedrigen Zinsen bedienen, um sich stärker zu verschulden. Denn warum sollte man in einer Währungsunion, in welcher ein Großteil keine Schuldendisziplin wahrt, als die größte Volkswirtschaft die Füße stillhalten und die Verstöße und mit den Krisensituation verbundenen Rettungsmaßnahmen finanzieren?
Es gibt jedoch eine Sonderstellung, welche es Deutschland innerhalb des Eurosystems verwehrt, die gleiche Schuldenexpansion zu betreiben- unabhängig davon, dass die Verpflichtung des Maastrichter Vertrages aus theoretischer Sicht ein solches fiskalisches Verhalten ohnehin nicht in Aussicht stellt.
Der erste Punkt ist die Größe der deutschen Volkswirtschaft. Denn als die mit Abstand stärkste Wirtschaftskraft in der Währungsunion wäre eine ausgeweitete Verschuldung mit einem massiven Bonitätsverlust verbunden, da keiner zur Hilfe kommen würde und könnte, wenn eine Krise eintrifft.
Bonitätsverlust hat Auswirkungen auf den gesamten Euro
Deutschland besitzt, ob erwünscht oder nicht, eine Ankerfunktion, welche elementar für das Eurosystem ist. Denn aufgrund dieser Schuldendisziplin und der wirtschaftlichen Stellung gelten deutsche Staatspapiere als sichere Anleihen. Geht nun die AAA-Bonität verloren und kommt es zu einem Anstieg der Anleiherenditen, wird auch die Verzinsung anderer Staatspapiere in die Höhe schnellen.

Quelle: great_martis / X
Die Zinslast nimmt zu und der Zinseszinseffekt kann zu einer Schuldenspirale führen. Da das überschüssige Geld von Staaten in der Währungsunion in sichere deutsche Staatspapiere angelegt wird, würde nicht nur zukünftig die fundamentale Vermögensallokationsstrategie ausbleiben, sondern auch die Kurse der bestehenden Staatsanleihen würden fallen.
Somit würde die Aktiva des gesamten Eurosystems entwertet werden und der Euro wäre in Gefahr. Natürlich geschieht dies nicht einzig und allein durch das knapp 1 Billionen Euro angedachte schuldenfinanzierte „Investitionsprogramm“ der CDU und SPD. Aber es ist eine Tatsache, dass Zinsen in die Höhe schnellen und die Refinanzierung nicht nur teuer, sondern auch generationenungerecht in Bezug auf das intertemporale Allmendeproblem ist.
Zinsen
Es ist ohnehin ein Irrglaube, die Schuldenbremse sei ein Nachteil gegenüber dem Rest der Welt, denn die niedrigen Zinsen verschaffen uns eine exorbitant günstige Finanzierung. Wirtschafts-Professor Lars Feld warnte relativ zügig nach den jüngsten Meldungen: „Heute ist der Tag, ab dem die Schuldenbremse Geschichte ist. Deutschland verliert seine Funktion als sicherer Hafen für Anleihegläubiger. Zinsen und Inflation werden davon nicht unberührt bleiben.“

Quelle: @MartinGreive / X
Die deutschen Anleiherenditen sind am Mittwoch so stark gestiegen wie seit 17 Jahren nicht mehr. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe stieg um +0,21 Prozentpunkte auf 2,69 Prozent – der größte Tagesanstieg seit 2008.
Was bedeutet das? Es wird für den deutschen Fiskus teurer Schulden aufzunehmen. Dabei liegt die Last jedoch nicht bei der aktuellen Regierung, sondern viel mehr bei den darauffolgenden Regierungen und Steuerzahlern. Diese müssen nämlich die aufgenommenen „Sonderschulden“, welche juristisch Sondervermögen bezeichnet werden, tilgen. Das bedeutet, dass der Anteil von Schuldtilgungen in zukünftigen Haushalten zunimmt und der zukünftige fiskalische Handlungsspielraum abnimmt. Nicht nur, dass zukünftige Generationen für die schuldfinanzierten Ausgaben früherer Generationen aufkommen müssen, sondern viel mehr, dass die jungen Generation kein fiskalischen Spielraum haben, selbst staatliche Investitionen zu erfahren, ist de facto ungerecht. Es tritt die Generationsgerechtigkeit mit Füßen und verstärkt die Handlungsunfähigkeit, künftige große Probleme anzugehen.
Ohne die Schuldenbremse hätten wir die niedrigen Zinsen nicht. Diese niedrigen Zinsen sind nicht nur das Herzstück der deutschen Finanzpolitik, sondern auch der Nachhaltigkeitsfaktor schlecht hin. Extrahiert man die Verwendung staatlicher Gelder von der Betrachtungsweise auf das deutsche fiskalische Finanzsystem, so kommt man zu folgendem Entschluss: Primär die Schuldenbremse hat es zu verantworten, dass der deutsche Fiskus in Krisenzeiten sowie in Zeiten der großen Herausforderungen wie der des Klimawandels handlungsfähig ist.
Korrelation zwischen Zinsen und Wachstum

Quelle: Sachverständigenrat 19-365, Seite 12

Quelle: Sachverständigenrat 19-365, Seite 13
Eine Publikation des Sachverständigenrates zeigt, dass es eine gewisse Kausalität zwischen niedrigen Zinsen und realem Wirtschaftswachstum gibt. Die blau gekennzeichneten Flächen markieren in den beiden Abbildungen die Zeiten, in welchen die reale Wirtschaftswachstumsrate höher als der langfristige Zinssatz gewesen ist. Diese überwiegen.
Was passiert, wenn ein Staat sich blind verschuldet, sieht man am Beispiel der USA. Auch wenn die Währungsstruktur aufgrund des Dollars eine anders zu Bewertende ist, zeigt der amerikanische Haushalt wie gering der Handlungsspielraum für zukünftige Regierungen werden kann, wenn die Zinslast große Teile der Staatseinnahmen auffrisst. Und die USA ist nur eines vieler Beispiele- alleine der Blick in die südeuropäischen Länder genügt, um die Probleme von expansiver Verschuldung zu charakterisieren.

Quelle: @FurkanCCTV / X
Inflation
Staatsverschuldung, egal welcher Art, erzeugt in dem aktuellen Umfeld Inflation. Eine steile These, welche jedoch fundamental und ökonomisch Fakt ist. Denn eine Schuldenausweitung ist einzig und allein dann sinnvoll, wenn es tatsächlich an Nachfrage fehlt- also in einem Umfeld der keynesianischen Unterbeschäftigung. Diese existiert derzeit jedoch nicht- wir haben zwar offene Stellen, gleichzeitig aber auch überproportional viele Bürgergeldbezieher, welche in den Arbeitsmarkt integriert werden könnten.
In dem jetzigen Umfeld bewirkt die Ausweitung der Schulden nichts anderes als eine Veränderung des Auslastungsgrades des Produktionspotentials, nicht aber reale Kapitalbildung. Staatsverschuldung erzeugt kurzfristig einzig und allein einen Nachfrageboom. Reales wirtschaftliches Wachstum ist aber volksökonomisch immer die Verbesserung der Angebotskonditionen, welche lediglich durch Realkapitalbildung und Humankapitalbildung herbeigeführt werden können.
Die südeuropäischen Staaten haben es vorgemacht: Sie haben massiv Staatschulden aufgenommen, der Nachfrageboom war kurzfristig zu spüren, die Inflation hat jedoch die Wettbewerbsfähigkeit bis heute geschwächt. Genau das gleiche Procedere würde uns Deutschen drohen. Denn egal ob konsumtive oder investive Schulden, die Ausweitung der Nachfrage würde neben den intertemporalen Allmendeproblemen, also der Generationsungerechtigkeit, Inflation erzeugen. Diese Inflation würde vielschichtig zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gehen.
Demnach ist die einzige Möglichkeit, um mittel- und langfristig wieder an wirtschaftlicher Stärke dazuzugewinnen, strukturelle Reformen vorzunehmen.
So viel Kaufkraft haben Sie seit 2020 verloren
Wir wissen, dass fiskalische Rettungspakete in einer Vollbeschäftigung zu Inflation führen. Ohne Bezug auf die Sinnhaftigkeit der Rettungsmaßnahmen zu nehmen, ist es jedoch wichtig, was es den Bürger in der damit einhergehenden Inflation kostetet. Um es mal in greifbaren Zahlen auszudrücken: In Deutschland reden wir seit 2020 von ca. 600 Milliarden Euro an Rettungspaketen. Seither wurde der Bürger um 16,58% seiner tatsächlichen Kaufkraft gebracht. Geht man davon aus, er hätte Anfang 2020 30.000€ zur Verfügung gehabt, so wären diese heute nach 5 Jahren nur noch 25.024,88€ wert. In dem Fall hätten Sie nur durch Inflation 4.975,12€ an Kaufkraft verloren- über 16%!

Quelle: finanz-tools.de
Anhand des Diagramms ist schön zu sehen, wie die Inflationsrate direkte Auswirkungen auf die Kaufkraft und somit auf persönliche Kauf- und Lebensentscheidungen hat.

Quelle: finanz-tools.de
Hört man nun, es stehen bis zu 1,8 Billionen Euro (durch kommunale Schulden) an Verschuldung im Raum, so merkt man, dass die 600 Milliarden Euro nur ein Vorgeschmack auf den zukünftigen Kaufkraftverlust wären. Natürlich gibt es auch Lohnsteigerungen- diese sind jedoch stark verzögert und somit nie an aktuelle Preissteigerungen angepasst.
3. Die Schuldenbremse ist nicht gerecht
Nun kommen wir zur dritten These: Die Schuldenbremse sei nicht gerecht. Anhand der bereits geäußerten Argumenten ist es nun vermutlich ersichtlich, was von mir bei jenem Kritikpunkt angeführt wird.
Denn die Schuldenbremse sorgt allgemein dafür, dass Verteilungskonflikte ohne Schuldenverlagerung gelöst werden. Sie stellt sicher, dass heutige Schulden durch zukünftige Einnahmen gedeckt sind und schützt so vor Vertrauensverlusten an den Kapitalmärkten. Durch die Sicherstellung der Tragfähigkeit der Staatsfinanzen schafft sie finanzielle Handlungsspielräume für kommende Generationen. Gleichzeitig ermöglicht sie gezielte Investitionen in Klimaschutz, Dekarbonisierung und Sicherheit, indem sie Staatsausgaben priorisiert. Wie effizient diese Maßnahmen schlussendlich sind, liegt nicht etwa an der Schuldenbremse, sondern an den Verantwortlichen, welche diese beschließen.
Besonders die aktuellen Sparer profitieren von einer fest verankerten Schuldendisziplin. Denn würde diese wegfallen, so würde das durch nachfrageseitige Schuldenbetreiben Inflation entfachen und Sparer, welche beispielsweise Altersvorsorge betreiben, immer mehr enteignen.
Fazit
Dass Deutschland Probleme hat, ist nicht von der Hand zuweisen. Dass jedoch die Schuldenbremse dafür verantwortlich ist, geschweige denn zukünftiges Wachstum oder Innovation verhindern würde, ist falsch. Die derzeitige Entwicklung der Schuldenbremse kann fatale Folgen nach sich ziehen. Fiskalregeln sind elementar und haben in der Vergangenheit gezeigt, dass jene die Basis für einen nachhaltigen und handlungsfähigen Fiskus sind. In dieser ganzen Debatte wird die direkte kausale Verbindung zwischen staatlichen Investitionen und Schulden zugrunde gelegt. Diese beiden Paramater aber in eine direkte Abhängigkeit zu stellen, ist paradox. Denn diese Ansicht würde voraussetzen, dass sich der Staat primär über Schulden finanziert. Die Tatsache, dass der Staat 1 Billionen Euro jährliche Steuereinnahmen, wie es übrigens auch Friedrich Merz im Dezember 2024 betonte, hat, wird in der ganzen Debatte untergraben.

Quelle: destatis
Es ist aber viel mehr als nur, dass durch die geplante Änderung der Schuldenbremse Inflation, Zinslast und die Gefahr für einen in Probleme kommenden Euro steigt. Veronika Grimm warnt, dass besonders der allgemeine und notwendige Reformdruck sinken werde. Sie spricht von einer „extrem riskanten Wette“, da notwendige Sozialreformen weiter aufgeschoben würden – ähnlich wie unter Angela Merkel.
Um es mit klaren Worten zu sagen: Die Politik macht sich Schulden zu eigen, um eigene nicht finanzierbare Pläne umzusetzen, welche zukünftige Generationen und Regierungen zahlen müssen, ohne andere im eigenen Haushalt befindlichen Ausgaben zu streichen.
Geld ist da, es wird nur falsch verwendet. Die angedachte Schuldenorgie dient lediglich dazu, dass man den „Frühjahresputz“ im eigenen Haushalt umgeht. Eine Befragung unter Ökonomen zeigt, dass es ironisch viele Ausgabenposten gibt, welche man streichen könne- frei zur Verfügung stehendes Kapital, ganz ohne Schulden.
Einsparungsmöglichkeiten sind riesig
Zuallererst sind da die Subventionen: Warum Subventionen kontraproduktiv und alles andere als innovations- und wachstumsfördernd sind, haben wir in unserer Analyse „WIE DEUTSCHE SUBVENTIONEN WACHSTUM VERNICHTEN – EconomyGlobal“ niedergeschrieben. Man würde durch die Streichung jener nicht nur fiskalischen Spielraum für die Finanzierung von Verteidigungsmaßnahmen und Infrastruktur schaffen. Man hat zudem die Möglichkeit, den durch realen Wettbewerb entstehenden Innovationsdruck für deutsche Unternehmen als Wachstumsmotor nutzen können.

Quelle: ifo
Besonders im Sozialen gibt es nicht nur ein riesiges Einsparungspotential, sondern vor allem eine damit einhergehende Arbeitsmarktverbesserung. Schauen wir nur auf die Agenda 10, so sieht man was das Streichen, bzw. strake Limitieren von sozialen Transfers bewirken kann. Durch beispielsweise strenge Bezugskriterien für das Bürgergeld kommt es nicht nur zu einer Senkung der Arbeitslosenquote, sondern auch zu einem Beschäftigungswachstum, welches die Volkswirtschaft und die Steuereinnahmen für den Fiskus zugute kommt.
Ganz von der Bürokratie und der Reduzierung überflüssiger Behörden abgesehen, gibt es eine Vielzahl an erforderlichen Reformen. Dass diese Reformen Finanzierungsmittel für investive Ausgaben schaffen, ist dabei nur ein positiver Beigeschmack. Schulden zu machen und Lasten einfach zu verschieben, sorgt lediglich dafür, dass man kurzfristige Nachfragebooms sieht, welche jedoch nichts als heiße Luft sind. Das strukturelle Problem bleibt bestehen und zukünftige Wettbewerbsfähigkeit wird chronisch geschwächt. Es ist ein äußerst riskantes Unterfangen, notwendige Reformen durch steigende Schulden immer weiter hinauszuzögern. Die Wahrscheinlichkeit, ohne externen Druck ausreichende Reformen durchzusetzen, ist gering. Höhere Verteidigungsausgaben sind gerechtfertigt. Der Rest ist ein hohes Risiko bei geringem Nutzen.
weitere Evidenz und Gedankenanstoß bzgl. des Euros

Quelle: iwd
Dass der Staat wenig investiert, liegt einzig und allein an dem deutschen Präferieren konsumtiver Ausgaben, welche ein großen Anteil an unserer strukturellen Stagnation haben.
Norwegen sowie Dänemark weisen beide eine sehr hohe öffentliche Investitionsquote auf, während die Staatsverschulden relativ zum BIP deutlich unter den 60% liegt. Als auch diesen Nationen ist es möglich in Infrastruktur zu investieren, ohne sich der riesigen Schuldenpresse zu bedienen.

Norwegen- Quelle: statista

Dänemark- Quelle: statista
Besonders in Beobachtung sollten nun die Anleiherenditen der Euroländer stehen. Denn der Anstieg der deutschen 10-Jährigen Renditen hat eine Welle losgetreten, welche für das gesamte Eurosystem- besonders für die südeuropäischen Staaten- zu einem großen Problem werden dürfte. Die deutsche Ankerfunktion wäre damit verloren, unser großer Vorteil gegenüber anderen Volkswirtschaften verspielt.

Quelle: @great_martis / X
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