Die europäischen Rüstungsaktien erreichten am Montag neue Höchststände, angetrieben durch die Erwartung steigender Verteidigungsausgaben in Europa. Rheinmetall verzeichnete im DAX einen Anstieg um +11% auf 909 Euro. Hensoldt kletterte im MDAX um +12% auf 45,70 Euro. Auch Renk im SDAX legte um +17% auf 29,40 Euro zu. In Paris stiegen Thales um knapp 5%, Safran erreichte mit 250,60 Euro kurzzeitig ein neues Rekordhoch. In Mailand gewann Leonardo 5,3+ und näherte sich seinem Allzeithoch von 2000.
Hintergrund der Kurssteigerungen sind unter anderem die Münchner Sicherheitskonferenz und Beratungen europäischer Staaten über eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben, insbesondere zur Unterstützung der Ukraine. Laut Bloomberg werden konkrete Pläne dazu erst nach der Bundestagswahl am 23. Februar veröffentlicht. Somit möchte man politische Kontroversen vermeiden. Gleichzeitig drängt US-Präsident Donald Trump auf ein schnelles Kriegsende in der Ukraine und plant Gespräche mit Wladimir Putin. Dazu kommt, dass sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verschiedener Quellen zufolge mit Rheinmetall-Chef Armin Papperger traf, um eine intensivere Zusammenarbeit zu besprechen.
RHM mit Höhenflug- Blasenrisiko?
Analysten rechnen mit einer langfristigen Erhöhung der Verteidigungsausgaben in Europa. Jefferies-Experte Mohit Kumar betont, dass Europa Sicherheitsgarantien für die Ukraine geben müsse und daher keine andere Wahl habe, als mehr in die Verteidigung zu investieren. Auch JPMorgan-Analyst David Perry sieht eine „völlig neue Ära der europäischen Verteidigungsausgaben“ angebrochen, da die geopolitische Lage und jahrzehntelange Unterfinanzierung eine stärkere Aufrüstung erforderlich machten. Die USA seien zudem nicht mehr bereit, Europas Sicherheit zu subventionieren.
Infolge dieser Entwicklungen erhöhte der Stifel-Analyst Alexander Wahl sein Kursziel für Rheinmetall auf 1.037 Euro. Er verweist auf den anhaltenden Druck der USA auf Europa und die mögliche Lockerung der europäischen Schuldenregeln zur Finanzierung höherer Verteidigungsausgaben. Wahl erwartet, dass die NATO im Juni ein Verteidigungsziel von 2,5 bis 3 Prozent des BIP festlegt, was jährliche Investitionen von bis zu 176 Milliarden US-Dollar für Europa bedeuten könnte. Dies dürfte zu einer Welle an Aufträgen für Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall führen, die aktuell noch nicht vollständig eingepreist sei.

Ein Blick auf die unglaubliche Outperformance von Rheinmetall in Bezug auf die Benchmark zeigt jedoch in jedem Fall ein massives Abwärtspotential, wenn die Auftragslage in einem geringeren Umfang ausfallen würde.
Studie – Zusätzliche Rüstungsausgaben können
200.000 neue Stellen schaffen
Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) zeigt, dass zusätzliche Rüstungsausgaben der deutschen Wirtschaft einen Schub verleihen könnten. Sollte Deutschland seine Verteidigungsausgaben schuldenfinanziert von 2 auf 3 Prozent des BIP erhöhen, könnten bis zu 200.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Laut IAB-Forscher Enzo Weber wäre eine solche Erhöhung zwar eine Belastung für die Volkswirtschaft, jedoch tragbar. Durch die zusätzlichen Staatsausgaben sei mit einem Wirtschaftswachstum von etwa 1 Prozent zu rechnen. Neue Arbeitsplätze könnten unter anderem bei der Bundeswehr, im Bauwesen und in der Metallindustrie entstehen.
Weber empfiehlt einen gezielten Ausbau der deutschen Rüstungsindustrie mit langfristigen Investitions- und Personalplanungen. Eine verstärkte staatliche Beschaffung müsse als Chance zur Förderung von Technologie und Innovation genutzt werden, um die angeschlagene industrielle Wirtschaftskraft zu stärken.
Die Studie zeigt zudem, dass die positiven Beschäftigungseffekte deutlich geringer ausfallen würden, wenn die höheren Verteidigungsausgaben über zusätzliche Steuern finanziert würden. Noch negativer wäre eine Umschichtung der Staatsausgaben zugunsten der Rüstung, wenn beispielsweise Stellen in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Erziehung gestrichen würden.
Einen ähnlichen Ansatz hat Prof. Fuest vom ifo-Institut in einem seiner letzten Vorträge geäußert. Studien wie diese zeigen demnach neue Perspektiven und Lösungsvorschläge auf. Wie jedoch bereits in einigen Makro-Analysen zuvor erläutert, rate ich dringlich von einer möglichen Auflösung der Schuldenbremse sowie dem grundlegenden Gedanken von (expansiver) Staatsverschuldung ab.
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