NVIDIA: Dieses milliardenschwere Risiko steckt hinter den glänzenden Zahlen

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Es ist das derzeit größte Unternehmen der Welt und der Vorreiter, wenn es um Technologisierung und Künstliche Intelligenz geht. NVIDIA erzielt Rekordumsätze und macht keinen Anschein finanzieller Abschwächung. In den Finanzberichten ist jedoch schon seit längerer Zeit auffällig, dass Außenstände, also Forderungen sprunghaft angestiegen sind. Wohingegen die Forderungen im ersten Quartal 2022 noch 1,6 Milliarden US-Dollar betrugen, belaufen sich diese im ersten Quartal 2025 auf schon 23 Milliarden Dollar – eine Vervierzehnfachung. Im selben Zeitraum wuchs der Umsatz „lediglich“ um das Fünffache (Q1 2022: 8,29 Milliarden USD; Q1 2025: 44,1 Milliarden US-Dollar). Die Frage, was tatsächlich hinter diesen hohen (noch nicht gezahlten) Außenbeständen steckt, ist in Anbetracht der Wichtigkeit des Konzerns von elementarer Bedeutung für die Kapitalmärkte.

Quelle: @kakashiii111 / X

Bereits im vierten Quartal vergangenen Jahres vergrößerte sich somit der Verdacht von „Vendor Financing“ , was einer simplen Lieferantenfinanzierung zugleich kommt. Man verbucht also noch ausstehende Zahlungen als bereits erfolgt und kann somit variabel seine derzeitigen Umsätze anpassen. Das Umsatzwachstum belief sich auf 4,2 Milliarden US-Dollar im Quartalsvergleich. Dabei stiegen die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen im selben Zeitraum überproportional um 5,4 Milliarden US-Dollar an. (zum Artikel)

Verschiedene Erklärungsmöglichkeiten

Auf der einen Seite dominiert NVIDIA derzeit den Markt für KI-spezifische Grafikprozessoren mit einem Anteil von etwa 60 %. Produkte wie die Hopper- und die neue Blackwell-Plattform setzen Maßstäbe in puncto Leistung und Effizienz, was zu einer extrem hohen Nachfrage geführt hat. Unternehmen weltweit wollen sich diese GPUs sichern, um ihre eigenen KI-Infrastrukturen aufzubauen.

Zum einen wollen also viele Unternehmen die neuen Produkte so schnell wie möglich in ihre Systeme integrieren – auch auf Rechnung, um erst nach erfolgreicher Inbetriebnahme zu zahlen. Zum anderen bringt NVIDIA regelmäßig neue Produkte wie die Blackwell-Generation heraus, deren Marktakzeptanz zunächst unter Beweis gestellt werden muss. Hier scheinen Sonderkonditionen für große, verlässliche Kunden üblich zu sein.

Tatsächlich nennt NVIDIA selbst in seinem Jahresbericht, dass zwei Kunden jeweils rund ein Drittel der Forderungen ausmachen. Diese direkten Kunden sind laut NVIDIA große Distributoren, OEMs oder Hyperscaler. Wenn es sich also um Kunden wie Gooogle oder Microsoft handelt, die in der Regel finanzstark und kreditwürdig sind, würde das Risiko für NVIDIA überschaubar bleiben.

Quelle: NVIDIA-2025-Annual-Report

„CoreWeave“

Jedoch bedient NVIDIA auch eine große Menge an KI-Startups und Unternehmen wie beispielsweise CoreWeave oder Nebius. CoreWeave und Nebius sind zwei börsennotierte Unternehmen, die mit nahezu identischem Geschäftsmodell im Bereich KI-Infrastruktur tätig sind: Sie vermieten Hochleistungs-GPUs wie NVIDIAs H100 und H200 als Rechenressourcen für KI-Anwendungen. Bereits Anfang 2023 investierte NVIDIA 100 Millionen US-Dollar in Coreweave, womit NVIDIA Coreweaves zweitgrößter Kunde ist. Während CoreWeave hunderttausende NVIDIA-GPUs kauft- viele davon dienen als Sicherheiten für Kredite-, hat sich NVIDIA dazu verpflichtet die eigenen GPUs zu einem Wert von 300 Millionen US-Dollar jedes Jahr zurück zu leihen. Dieser Geschäftsvorgang machte im vergangene Jahr 15 % des Umsatzes von CoreWeave aus und verleiht dem Unternehmen somit finanzielle Stabilität.

Quelle: @modestproposal1 / X

Während NVIDIA selbst bereits vor einiger Zeit den Produktzyklus von zwei auf nur noch ein Jahr verkürzt hat, wodurch GPUs doppelt so schnell veralten wie zuvor, verlängerte CoreWeave Anfang 2023 kurzerhand die Abschreibungsdauer für die GPUs von vier auf sechs Jahre. Aufgrund der Tatsache, dass CoreWeave und Nebius ausschließlich Geld verdienen, wenn ihre GPUs extern vermietet werden, wirken sechs Jahre Nutzungsdauer in einem Markt, in dem Kunden nur die neuesten und leistungsfähigsten Chips wollen und die Nachfrage nach älteren GPUs oft schon nach ein bis zwei Jahren sinkt, eher unrealistisch.

Quelle: @kakashiii111 / X

Für CoreWeave bedeuten längere Abschreibungsfristen niedrigere Kosten pro Jahr, höhere Gewinne und eine ansehnlichere Bilanz – ein nicht unwichtiger Faktor, wenn man einen Unternehmenswert von 80 Milliarden Dollar rechtfertigen möchte.

Für NVIDIA hingegen ist CoreWeave ein bedeutsamer Abnehmer, dessen Zahlungsfähigkeit jedoch lediglich darauf gestützt ist, dass die GPUs weiterhin hoher Nachfrage obliegen. Die Forderungen können zwar bilanztechnisch als Umsatz verbucht werden, jedoch ist ein Zahlungsziel mit dem Risiko verbunden, dass die Gegenpartei den Auftrag storniert oder die Zahlung nicht leisten kann.

Die hohen Außenbestände von NVIDIA sind nichts desto trotz sicherlich auch auf der enormen Nachfrage und dem Umstand, seine Produkte so schnell wie möglich in den Markt bringen zu wollen, gestützt. Auch wenn das bedeutet, den Kunden Zahlungsziele einzuräumen. Sollte das Forderungsmanagment jedoch zu einem erheblichen Teil auf KI-Startups oder Unternehmen wie CoreWeave zurückgegriffen haben, könnten die verbuchten Forderungen in Gefahr sein- schon die geringsten Umsatzeinbußen dürften bei den derzeitigen Bewertungsniveaus zu dynamischen Preisrutschen führen.

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Foto von BoliviaInteligente auf Unsplash

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