MICROSOFT STORNIERT RECHENZENTRUMSVERTRÄGE- ZEICHEN FÜR ÜBERANGEBOT ODER STRATEGISCHE NEUAUSRICHTUNG?

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Microsoft hat Mietverträge für große Rechenzentrumskapazitäten in den USA storniert, was laut Analysten von TD Cowen auf ein mögliches Überangebot hindeutet. Der Tech-Konzern investiert schon seit geraumer Zeit Milliarden in KI-Infrastruktur, um zukünftige Nachfrage zu decken. Verbunden mit der wachsenden Skepsis wegen der Fortschritte des chinesischen Startups DeepSeek könnte diese Nachricht auch die von Technologie/KI dominierten Indizes belasten.

Quelle: @technology / X

Laut TD Cowen hat Microsoft Verträge mit mindestens zwei privaten Rechenzentrumsbetreibern über mehrere hundert Megawatt Kapazität gekündigt und die Umwandlung von Qualifikationserklärungen in Mietverträge gestoppt. Das ist ein schon in der Vergangenheit gesehener Schritt, den auch Meta Platforms zur Reduzierung von Investitionsausgaben unternommen hatte. Eine Notiz mit diesen Informationen verbreitete sich über das Wochenende in sozialen Medien und wurde am Montag von mehreren Medien aufgegriffen.

Die Microsoft-Aktien notieren im anfänglichen Handel knapp -1,76% im Minus. Dabei muss man bedenken, dass die Annullierung von Mietverträgen eine überraschende und signifikante Wende für ein Unternehmen wäre, das erst vor Monaten Investitionen von 80 Milliarden Dollar für KI-Infrastruktur angekündigt hatte, um Lieferengpässe zu überwinden. Laut Bernstein-Analyst Mark Moelder könnte die Nachricht auf eine sinkende Nachfrage hindeuten, insbesondere nach den schwachen Ergebnissen der großen Cloud-Anbieter.

Gleichzeitig spiegelt sie aber auch den aggressiven Kapazitätsaufbau von Microsoft in den vergangenen Jahren wider. Moelder vermutet demnach, dass das Unternehmen in der Vergangenheit über Bedarf Kapazitäten angemietet und ausgehandelt hat, welche einer eventuellen Engpasssituation vorbeugen sollten, so berichtet Reuters.

Das TD Cowen Dokument im Detail

Laut Analysen von TD Cowen seien mindestens zwei private Betreiber betroffen. Zudem hat das Unternehmen die Umwandlung von vorvertraglichen Vereinbarungen („500s“) in Leasingverträge zurückgenommen und einen erheblichen Teil seiner internationalen Investitionen in die USA umgeschichtet.

Quelle @wallstengine / X

Zunächst geht aus dem Dokument hervor, dass Microsoft mehrere Leasingverträge mit privaten Rechenzentrumsbetreibern in verschiedenen US-Märkten gekündigt habe. In einigen Fällen wurden Verzögerungen bei Infrastruktur und Stromversorgung als Begründung herangezogen.

Die Umwandlung von „500s“ in Leasingverträge wurde reduziert oder pausiert. Zu Erklärung: Ein „500“ legt die Vertragsbedingungen fest, woraufhin normalerweise fast immer eine anschließende Umwandlung in einen Mietvertrag erfolgt. Das ist dann ein Signal für den Baubeginn neuer Rechenzentren ist. Wenn dieses nun pausiert wird, ist daraus zu schlussfolgern, dass dieser Bau vorerst ausbleibt.

Nicht nur, dass ein erheblicher Teil der internationalen Ausgaben in die USA umgeleitet wurde, was auf eine Verlangsamung der globalen Expansion hindeutet, sondern auch der Fakt, dass mindestens fünf Grundstückskäufe für neue Rechenzentren in zentralen Märkten aufgegeben wurden, ist auffällig.

Die Analysten vermuten, dass Microsoft ursprünglich Kapazitäten für OpenAI-Workloads eingeplant hatte. Da OpenAI jedoch möglicherweise verstärkt mit SoftBank kooperiert, könnte Microsoft nun überschüssige Kapazitäten haben – insbesondere in Regionen, in denen diese nicht für die Cloud genutzt werden können. Ein Beispiel ist der Baustopp eines Rechenzentrums in Wisconsin, das laut früheren Untersuchungen für OpenAI vorgesehen war.

Statement- Microsoft

Jefferies stellte direkte Nachforschungen bezüglich des veröffentlichten Papiers an. Microsoft wies in Australien Bedenken bezüglich eines Cowen-Berichts zurück und betont, dass die Rechenzentrumsstrategie unverändert bleibt. Investitionen basieren auf einer 10-Jahres-Prognose für Cloud und KI, wobei regionale Anpassungen möglich seien.

Quelle @wallstengine / X

Zudem stellte das Unternehmen klar, dass langfristige Verträge (15+ Jahre) teils als Leasing klassifiziert werden, auch wenn Microsoft die Infrastruktur selbst betreibt. Die Nutzung externer REITs bleibe nach wie vor gering, was nichts anderes bedeutet als dass sie die Rechenzentren größtenteils selbst betreiben und auf Drittanbieter verzichten. Langfristig sehe Microsoft keinen Unterschied zwischen KI und Cloud in Bezug auf Kapitalrendite, Investitionsrendite und Margen. Damit mach Microsoft deutlich, dass sie KI nicht als separate Einnahmequelle, sondern lediglich als natürliche Erweiterung seiner Cloud-Dienste identifizieren, welche auf lange Sicht ähnliche wirtschaftliche Vorteile bringe.

Was bedeuten die Microsoft-Schlagzeilen?

Die große Frage, welche sich nun stellt, ist: Wie viel ist an dem Bericht von TD Cowen dran? Inwiefern besteht ein tatsächliches Überangebot? Auf den Bericht hat Microsoft zumindest plausibel reagiert und nachvollziehbare Antworten geliefert. Nichts desto trotz ist es eine Tatsache, dass geplante Investitionen zurückgezogen werden. Besonders interessant dürften die Nvidia-Zahlen am Mittwoch werden, welche Aufschluss über die aktuelle KI-Nachfrage liefern werden.

Sollte auch hier der Konsens untertroffen werden, droht der gesamte Aktienmarkt, welcher sich immer KI-gewichteter konzentriert, in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Alleine der heutige Abverkauf der Siemens-Aktie von jetzt „nur noch“ -4,5% zeigt die enorme Abhängigkeit von den KI-Erwartungen auf.

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