Marktupdate USA/Europa: Nach den Weihnachtsfeiertagen kehrte am Freitag wieder Normalität in den Handel. Dabei kam vor allem der US-Aktienmarkt zunehmend unter Druck, während die europäischen Börsen nach einigen Handelstagen mit negativem Vorzeichen wieder etwas an Halt gewannen.
Marktupdate – USA

In den USA kam es heute zu einem ungewöhnlich schwachen Handelstag. Denn wohingegen es historisch gesehen nach den Weihnachtsfeiertagen sowie in den ersten Tagen des neuen Jahres zu äußerst positiven Kursbewegungen an den amerikanischen Kapitalmärkten kommt, sah man gestern ungewöhnliche Schwäche.
Der Dow Jones war am Handelsschluss -0,77% im Minus, der Nasdaq ganze -1,49% und der Russell 2000 -1,56%- der VIX stieg zwischenzeitlich um über 20%.

Beim S&P500 sahen die Anleger ein Tagesverlust von -1,11%, womit der Index wieder unter die 6.000 Punkte fiel. Somit konnte der amerikanische Leitindex die untere Kanallinie nicht verteidigen, die 5.990 Punkte dienen jedoch weiterhin als Unterstützung.

Einfach nur Mechanik?

Quelle: @zerohedge / X
Die obenstehende Grafik von zerohedge zeigt auf, dass knapp 21 Milliarden USD von Pensionsfonds verkauft werden müssen. Der Grund ist, dass jene die Aktienquote in dem laufenden Jahr erhöht haben und diese nun gezwungen sind, die Quote durch Verkäufe zu reduzieren. Wenn man davon ausgeht, dass hier der Auslöser für den letzten Kursverlust liegt, dürfte es nur eine mechanische Adjustierung gewesen sein.
Interessant ist jedoch in dem aktuellen Umfeld, dass die Verkäufer von Optionen, die sogenannten Dealer, einen Gamma-Flip erlebten. Demnach verschob sich das Gamma von einem Positiven hinzu einem Negativen, was nach sich zieht, dass sich die Dealer mit der negativen Gamma-Position aggressiv und prozyklisch hedgen müssen.
Ein negatives Gamma bedeutet, dass das Delta (also die Empfindlichkeit des Optionspreises auf Änderungen des Basiswerts) der Position gegen die Richtung des Marktpreises arbeitet. Bei steigenden Märkten, muss der Dealer zur Absicherung mehr vom Basiswert kaufen, was die Marktbewegung nach oben verstärkt. In dem Fall fallender Märkte muss der Dealer jedoch short gehen und kann damit ebenso gut eine starke Marktbewegung nach unten auslösen.
Market Mover

Die Market Mover waren mal wieder die Tech-Werte. Dessen Gewinnmitnahmen verursachten maßgeblichen die Verluste der Indizes.
Marktupdate – USD

Der Dollar-Währungsindex hielt sich über den 108 Punkten, ließ nur leicht nach.

Die 10-Jährigen Staatsanleiherenditen legten weiter zu, sodass die Renditen im Zeitraum, in welchem der Leitzins um einen Prozentpunkt sank, um genau 100 Basispunkte stiegen. Das Tagesplus von knapp 1% ließ die langfristigen Kapitalmarktzinsen auf 4,269% notieren.

Die 2-Jährigen US-Staatsanleiherenditen hielten sich bei 4,330%.
Warum 2025 schwierig werden könnte
Kapitalmarktzinsen
Die immer weiter ansteigenden Kapitalmarktzinsen könnten für das neue Jahr 2025 ein echtes Problem werden. In unserem Beitrag (USA: BANKEN – DIE GROßEN VERLIERER? – EconomyGlobal) über die Folgen explizit für amerikanische Banken haben wir erläutert, dass die Refinanzierung von Hypotheken oder auch einfachen Autofinanzierungen an den Kapitalmarktzinsen hängt. Somit würde es zu erheblichen finanziellen Grenzbelastungen kommen. Aber nicht nur Finanzhäuser und Verbraucher betrifft der Anstieg der Renditen, sondern ebenso Unternehmen, welche ihre auslaufenden Anleihen neu emittieren müssen. Die hohen Zinssätze zur Neufinanzierung werden in einem solchen Kapitalmarktzinsumfeld auf die Bücher schlagen.
Marktkonzentration

Quelle: @KobeissiLetter / X
Auch die weiterhin ansteigende Konzentration der Top 10 im S&P 500 gibt ein Warnzeichen. Die größten 10 US-Unternehmen machen demnach 40% des Indizes aus. Wenn es nun aufgrund externer Faktoren oder enttäuschender Quartalszahlen zu Kursrutschen kommt, werden auch die Indizes und somit der breite Markt ins Schwanken kommen.
Fehlende Marktbreite

Quelle: @LanceRoberts / X
Auch die fehlende Marktbreite bezüglich der Gewinne lässt bisherige Prognosen für das nächste Jahr paradox erscheinen. Denn in einem Jahr, in welchem das Wirtschaftswachstum bei 3% lag, schafften es 490 Unternehmen von ebenso enormer wirtschaftlicher Stärke nicht, Gewinnwachstum zu generieren. Lance Roberts stellt demnach berechtigter Weise die Frage, warum sich das im nächsten Jahr auf einmal ändern sollte. Auch hier stellt sich die Frage, inwiefern die allgemeine Unternehmenswelt überhaupt schon etwas von dem KI-Produktivitätshype spürt und wann sich die massiven Investitionen in den Zahlen widerspiegeln.
Us-Arbeitsmarkt

Quelle: zerohedge.com
Der von der Fed beschriebene „solide“ Arbeitsmarkt wird von zerohedge mal etwas anders dargestellt: Die Initial Jobless Claims (Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe) halten sich auf einem 8-Monats-Tief.

Quelle: zerohedge.com
Vergleicht man die Erstanträge mit den Folgeanträgen, so steigen die Folgeanträge mit 1,9 Millionen auf ein3-Jahreshoch seit November 2021. Das lässt die Frage aufkommen, ob der Arbeitsmarkt wirklich so solide ist. Denn die Zahlen sagen, dass es sich grundlegend schwerer darstellt, Arbeit zu finden.
Marktupdate – Europa

In Europa entspannten sich die Börsen. Der DAX machte ein Plus von +0,68%. Der SDAX verzeichnete sogar einen Tagesanstieg von über einem Prozent. Der Euro Stoxx 50 notiert mit 4.899 Punkten 0,85% höher als zum Handelsbeginn.
Markte Mover

Der Gewinner des Tages war die deutsche Automobilbranche mit Porsche, Volkswagen und BMW.
Marktupdate – Euro

Der Euro zeigte sich gegenüber dem etwas schwächeren Dollar unverändert, Kurs bei 1,04205.
Marktupdate – Deutschland – Anleihen

Schaut man etwas stärker nach Deutschland, so ist die aktuelle Entwicklung der 10-Jährigen Staatsanleihen etwas besorgniserregend. Der Differenz zwischen den 10-Jährigen Anleiherenditen und den 10-Jährigen Inflationserwartungen stieg auch über 0,6%. Durch diese realen 10y yields steigen die Kreditkosten und Geld wird teurer.
Marktupdate – Gold und bitcoin

Gold notiert mit einem Tagesminus von -0,48% bei 2.621 USD. Wirft man einen Blick auf die untere Grafik, in welcher die Kapitalmarktzinsen über den Goldchart gelegt sind, erkennt man beachtliche Stärke. Denn die letzten Anstiege und das wirklich außerordentlich hohe Niveau der US-Anleihe-Renditen sorgt für wenig Dynamik beim zinslosen Goldpreis.

Diese Stabilität zeigt sich nicht beim Bitcoinkurs. Dieser steht momentan bei 94.615 USD, nachdem er sich kurzzeitig wieder in Richtung alter Stärke bewegte. Die gestrigen Indexergebnisse zogen die Kryptowährung mit nach unten.


Quelle: @OxChainMind / X
Verschiedener Quellen zur Folge solle BlackRock am 25. Dezember 188,7 Millionen USD an Bitcoin verkauft haben. Krypto-Experten streiten, ob es ein taktischer Schachzug gewesen ist, um anderen Walen eine günstigere Einstiegsgelegenheit zu geben oder es sich tatsächlich um Gewinnmitnahmen handelt.
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