Es kam alles wie erwartet- die Fed senkt den Leitzins auf 4,25% – 4,50% und trotzdem kommt es an den US-Aktienmärkten zu lange nicht gesehenen Abverkäufen. Was die Marktdynamik am heutigen Mittwoch bewegt hat, klärt ein Einblick in die heutige Pressekonferenz des Fed-Chefs Jerome Powell.
Pressekonferenz Powell
Powell spricht von einer „overall strong economy“, welche signifikante Schritte in Richtung der Ziele der letzten beiden Jahre mache. Der Arbeitsmarkt habe sich von der zuletzt „überhitzten“ Datenlage erholt und sei solide. Die Inflation „has moved much closer to our 2% longer run goal“. Aufgrund dieser Argumentation verkündet er die Viertelprozentpunktsenkung auf 4,25% am unteren Ende.
Im Laufe der Pressekonferenz äußerte er sich jedoch ebenfalls zu einer ermöglichen Erhöhung der Inflation durch Handelszölle- hier bestehe noch eine Ungewissheit in Bezug auf die wirtschaftlichen Entwicklungen. Die Inflation war die letzten beiden Monate höher als erwartet, die starke Wirtschaft und die niedrigere Arbeitslosenquote veranlassen die Fed zu einem langsameren Zinssenkungstempo.
Mit den Worten „more cautious“ und der Betonung einer engen Entscheidung („closer call“) bestätigte er die von ihm zuletzt angesprochene restriktive Geldpolitik.
2025 nur 2 Zinssenkungen

Quelle: bankrate.com
Dieses Diagramm, Teil der vierteljährlich veröffentlichten „Summary of Economic Projections“ (SEP), zeigt, wie die Mitglieder der Fed die zukünftige Entwicklung der Zinssätze bis 2027 einschätzen. Bei ihrer Dezember-Sitzung senkte die Fed die Zinsen zum dritten Mal in Folge. Gleichzeitig reduzierte sie jedoch die für 2025 geplanten Zinssenkungen von vier auf zwei, was signalisiert, dass die Leitzinsen historisch hoch bleiben sollen.
Trotz der scheinbaren Vorhersehbarkeit dieser Projektionen mahnen Experten zur Vorsicht. „Fed officials’ projections are never set in stone, and they could continue to evolve as more information about inflation and the labor market comes in.“ Die Dot-Plots sind lediglich Schätzungen und können sich mit neuen Daten zu Inflation und Arbeitsmarkt ändern.
Marktupdate – USA

Die Märkte reagierten mit einem wirklich sehr volatilen Abverkauf. Schaut man auf die amerikanischen Indizes, dann sehen die prozentualen Kursverluste verheerend aus: Der SPX verliert -3,01%, der Nasdaq ganze -3,62% und der Russell 2000 sogar -4,66%.

Quelle: @KobeissiLetter / X
Der Dow Jones verzeichnet das erste Mal einen Verlust über 10 aufeinander folgender Handelstage seit 1974. In nur 2 Wochen verlor der Index 2.700 Punkte. Heute verlor der Value-Index -2,58%.



Was jedoch viel dramatischer als die blanken Zahlen anzusehen ist, ist der jeweilige Chart der Indizes. Bezüglich des S&P 500 sehen wir einen Ausbruch aus der unteren Kanalzone. In Anbetracht der Vielzahl an divergenten und bearish entwickelten Indikatoren könnte sich die bisherige charttechnische Instandhaltung der Indizes verlagern. Die starken Abverkäufe laufen nun ganz stark in die Gefahr einer Kettenreaktion, welche aufgrund der niedrigen Cashquote auch nicht so leicht gegenfinanziert werden kann.
Nvidia

Besonders böse könnte das Timing bei dem Tech-Giganten Nvidia kommen. Denn die Aktie erholte sich im Laufen des Tages auf Niveaus oberhalb der 135 USD. Nachbörslich steht die Aktie jetzt nur noch bei 128 USD- eine weitere Schwäche in Bezug auf die nötige Aufwärtsdynamik, welche im Zuge der Shoulder-Head-Sholuder Formation benötigt wird, könnte zu weiteren Gewinnmitnahmen führen. Die nächste Zielzone wäre dann die 119 USD-Marke.
Market Mover

Zusatz: Tesla verlor heute Intra-Day -8,28%, nachbörslich korrigiert die Musk-Aktie um weiter -2% auf aktuell 430 USD.
USD auf neuen Höhen

Der USD profitiert logischerweise von den heutigen Aussagen des Fed-Chefs. Die im Jahr 2025 weiterhin restriktive Geldpolitik bedeutet, dass der USD weiterhin stark bleiben dürfte und die Zinsdifferenz zu stärker senkenden Zentralbanken größer wird. Das sieht man an dem Euro-Dollar-Kurs, welcher bei 1,0364 notiert und nur noch knapp 3,5% von der Parität entfernt ist. Der DXY liegt bei über 108 Punkten.


Auch die Anleiherendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen schießen in die Höhe- momentan liegen diese bei 4,514%.
Das liegt ebenfalls an den Projektionen der Fed. Die Prognose einer 2,5 prozentigen Inflation im Jahr 2025 liegt deutlich über dem September-Wert und ist noch immer fernab der 2%-Marke.

Marktupdate – Gold, Bitcoin

Das zinslose Gold blieb natürlich genauso wie der Bitcoin nicht von den steigenden Anleiherenditen, also den höheren Kapitalmarktzinsen, verschont. Gold fiel unter die 2.610 USD-Marke und verlor -2,22%. Bitcoin notiert derzeit mit einem Minus von -4,5% knapp über den 101.000 USD. Der Kanal-Trend bleibt weiterhin instand.

VIX steigt um über 70 Prozent

Um ein Gefühl für die Wucht der heutigen Volatilität an den Märkten zu bekommen, ist der VIX ein guter Indikator. Mit einem Anstieg auf 27,61 Punkte verzeichnete der Index ein Tagesplus von +74%!
Auch wenn es heute mal rasant bergab ging, sollte man nun nicht unbedacht handeln. Es bleibt trotzdem im Kopf zu behalten, dass die aktuelle Situation ein riesiges Pulverfass entzünden könnte. Die geringe Cash-Quote bzw. die hohe Investitionsquote- auch bei Privatanlegern- kann zu schnellen Gewinnmitnahmen führen. Wenn durchbrochene Marken nicht schnellstmöglich wieder „zurückerobert“ werden können und auslaufende Liquidationen greifen, kann es im Handumdrehen ziemlich hässlich werden. Nun ist Vorsicht geboten…
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