LAGARDE MAHNT ZUR VORSICHT: EZB-AUSSAGEN BELASTEN EUROPÄISCHE MÄRKTE

Die weltweiten Aktienmärkte gerieten am Donnerstag unter Druck, nachdem Signale der US-Notenbank und anderer führender Zentralbanken auf anhaltende Unsicherheiten hindeuteten. Besonders im Fokus stand die Rede von EZB-Chefin Lagarde, welche Sorgen rund um mögliche Handelskonflikte verstärkte. Die europäischen Börsen, die um fast 1 % nachgaben, während sichere Anlageklassen wie der US-Dollar, Staatsanleihen und Gold gefragt waren. Letzteres erreichte mit 3.057,21 US-Dollar ein neues Rekordhoch.

Lagarde-Rede im Fokus

EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte am Donnerstag vor dem Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments das Ziel, die Inflation nachhaltig auf 2 % zu stabilisieren. Die EZB werde dabei einen datengestützten Ansatz verfolgen und ihre Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung anpassen. Die erwartete Headline-Inflation beträgt für 2025 im Durchschnitt 2,3%, während für 2026 lediglich 1,9% prognostiziert werden. 2027 solle die Inflation dann exakt dem Inflationsziel von 2,0% entsprechen.

Quelle: @ecb / X

Auswirkungen der US-Zölle

Hinsichtlich der wirtschaftlichen Folgen neuer US-Zölle erklärte Lagarde, dass die Hauptauswirkungen auf das Wachstum im ersten Jahr nach der Einführung auftreten würden, jedoch mit der Zeit nachließen. Dennoch bliebe ein anhaltend negativer Effekt auf das Produktionsniveau bestehen. Retaliationsmaßnahmen der EU sowie ein schwächerer Euro könnten die Inflation kurzfristig um etwa +0,5 Prozentpunkte erhöhen, wobei dieser Effekt mittelfristig durch geringere wirtschaftliche Aktivität gedämpft werde.

Laut EZB-Analysen würde ein US-Zoll von 25 % auf europäische Importe das Wachstum der Eurozone im ersten Jahr um etwa -0,3 Prozentpunkte senken. Sollten europäische Gegenzölle folgen, könnte sich dieser Effekt auf etwa -0,5 Prozentpunkte ausweiten. Zudem seien die Auswirkungen staatlicher Investitionen auf Wachstum und Inflation von der Finanzierung und Umsetzung abhängig.

Quelle: ECB

Eine große Wirtschaftsprüfungsgesellschaft werde derzeit mit der Untersuchung von Zielausfällen beauftragt.

In Europa senkte die Schweizerische Nationalbank ihren Leitzins auf 0,25 %, warnte jedoch ebenso vor Unsicherheiten im globalen Handel. Die schwedische Riksbank hielt ihre Zinsen stabil, ebenso wie die Bank of England, die ihren Leitzins bei 4,5 % beließ. Der britische Pfundkurs erreichte in der Nacht ein Viermonatshoch, bevor er wieder leicht nachgab.

Europäischer Bankensektor unter Druck

Besonders nachgegeben hat der Dax, welcher erst gestern ein neues Rekordhoch verzeichnete. Der deutsche Leitindex fiel um ca. -1,3 Prozentpunkte unter die Schwelle von 23.000 Zählern.

Besonders betroffen war der europäische Bankenindex, welcher um etwa -2 % von seinen Rekordhöhen fiel. Commerzbank-Aktien verloren zwischenzeitlich um -6,2 % bis sie sich wieder bei einem Minus von -3,7 & einpendelten. CEO Bettina Orlopp erklärte, dass es seit der Genehmigung der EZB für eine Beteiligung von knapp unter 30 % keine Gespräche mit UniCredit gegeben habe.

Der europäische Luft- und Raumfahrt- sowie Verteidigungsindex verlor -1,5 %, hielt sich jedoch aufgrund steigender Militärausgaben weiterhin in der Nähe seines Höchststands. Analyst Chris Beauchamp von IG Group erklärte, dass Europa einen beeindruckenden Jahresstart hingelegt habe, jedoch erste Anzeichen von Ermüdung sichtbar seien. Kurzfristig könnte der Markt versuchen, sein aktuelles Niveau zu halten, doch weiteres Wachstum könnte sich in den kommenden Wochen durch Gewinnmitnahmen schwierig gestalten.

Im Gegensatz dazu legte der Immobiliensektor um +0,5 % zu, da die Renditen von Staatsanleihen in der Eurozone sanken. Die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihen fiel um etwa 3 Basispunkte auf 2,768 %.

Der deutsche Chemiekonzern Lanxess verlor über 5 Prozent, nachdem er vor negativen Auswirkungen eines langsamen Wirtschaftswachstums und möglichen politischen Turbulenzen auf seine Jahresergebnisse 2025 gewarnt hatte.

Weitere Märkte

Die asiatischen Märkte konnten sich dem negativen Trend nicht entziehen, insbesondere China und Hongkong. Der Hang-Seng-Index fiel um -2,2 %, angetrieben von Kursverlusten der Tech-Riesen Tencent und Baidu. Experten sehen den jüngsten Anstieg chinesischer Technologieaktien als übertrieben an und warnen vor einem abrupten Einbruch. Die chinesische Zentralbank hielt ihren Leitzins derweil zum fünften Mal in Folge konstant.

Die Ölpreise legten aufgrund der eskalierenden Spannungen im Nahen Osten zu. Brent-Rohöl stiegleicht um +0,3 % auf 70,655 US-Dollar pro Barrel, während WTI mit einem ähnlichen Anstieg um +0,27 % bei 67,17 US-Dollar notierte.

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