Gibt es nun eine Phase der Korrektur? Der fulminante Anstieg der amerikanischen Aktienmärkte, nachdem Donald Trump die Wahl zum Präsidenten gewonnen hat, ist seit letztem Freitag ins Stocken gekommen. Seither verlor der S&P500 bis zu -1,60%. Auch wenn der Index heute wieder etwas stabiler scheint und über den 5.900 Punkten handelt (+0,20%), gibt es einige Variablen, welche der eindrucksvollen Rallye einen Dämpfer verpassen könnten.
1. Gewinnrendite lässt nach
Daniel Eckert veröffentlichte einen sehr interessanten Gedanken, welcher sich mit der abgeworfenen Rendite verschiedener Assetklassen beschäftigt. Denn der Anstieg des S&P500 sowie des gesamten amerikanischen Aktienmarkts ist wohl zweifellos für investierte Anleger attraktiv- Anleger, welche jedoch jetzt einsteigen wollen, müssen mit deutlich niedrigeren Renditen rechnen. Und die Rendite ist nun mal der ausschlaggebende Punkt, wenn man eine Investition tätigt.
Hierzu führt Eckert das KGV des S&P500 an, das bei 30 liegt. Daraus ergibt sich eine Gewinnrendite von 3,33%. Vergleicht man nun diese Gewinnrendite mit einer amerikanischen 10-jährigen Staatsanleihe, welche 4,45% abwirft, dann ist das lukrativere Asset nicht nur bezogen auf die Renditenseite, sondern ebenso auf die Sicherheitsseite offensichtlich.
Durch das Wissen, dass Eckert keineswegs grund-bärisch eingestellt ist, ermöglicht es uns, den Denkanstoß als sehr neutral wahrzunehmen. Durch das hohe Bewertungsniveau und die niedrige Dividendenrendite von 1,25% sieht Eckert den Zeitpunkt eine Korrektur als wahrscheinlich an.
2. Inflation- Zinssenkungssorgen
Die Zinssenkungssorgen sind schlussendlich ein fundamentaler Grund des jüngsten Abverkaufs. Nachdem Fed-Chef Jerome Powell andeutete, dass die aktuelle Inflationsentwicklung nicht auf einen schnellen Zinssenkungszyklus hindeutet, wurden einige Hoffnungen, welche der Markt auf dem hohen Niveau eingepreist hat, pulverisiert.
Nicht nur, dass Kredite und Investitionsmöglichkeiten teurer werden, sondern auch die zusätzliche Kostenbelastung seitens der Konsumenten könnte sich dabei problematisch darstellen. Dass Trump ein Katalysator von wieder anfachender Inflation sein wird, ist mittlerweile weit bekannt und wird nicht den Wind aus den Segeln nehmen. Ein populärer Grund für die stark gestiegenen Anleiherenditen.
3. Entwicklungen Ukraine-Krieg
Anfang dieser Woche wurde bekannt, dass auch die USA der Ukraine Langstreckenraketen und weitere Materialien zur Verfügung stellt, welche es der Ukraine möglich macht, auch russische Gebiete zu attackieren. Der Grund für den westlichen Kurswechsel war der russische Einsatz von nordkoreanischen Soldaten in der Ukraine.
Das legitimierte dann auch heute den ersten Einsatz von einer ATACMS-Rakete, welche vermutlich eine russische Militärstation getroffen habe. Nordkorea vermutet nun eine weitere Eskalation, Putin sieht das westliche Handeln als einen Angriff- das befeuert weitere Eskalationssorgen.
4. Walmart und Co. äußern bedenken wegen der Trump-Zölle
Reuters veröffentlichte heute ebenfalls einen Beitrag, welcher bestätigte, dass etliche Führungskräfte von den großen Unternehmen der Wallstreet in Sorge sind. Walmart meinte beispielsweise, dass sie fürchten, ihre Kunden könnten durch eine zusätzliche Kostenbelastung in einer immer noch spürbar inflationären Zeit unter Druck geraten. Fast 200 Unternehmen in dem S&P 1500 Composite Index sprachen demnach in Investorkonferenzen über Zölle, was eine Verdopplung bezüglich der Wahl 2020 ist.
5. Berichtssaison Nvidia
Ein von uns schon im Marktausblick besprochener Faktor, welcher das Spiel komplett umkrempeln könnte, ist, wenn die nachbörslich gemeldeten Zahlen von Nvidia morgen enttäuschend ausfallen. So würde nämlich die Hauptstütze der Rallye, die KI-Hoffnung, einen Dämpfer bekommen. Dementsprechend wird genau dieses Ereignis ein vermutlicher Richtungsweiser in Bezug auf die nächste Zeit. Anleger dürfen gespannt sein.
Fazit
Insgesamt dürfte das Momentum entscheidend sein. Wir reden schon seit Monaten immer wieder über eine „zu hohe“ Bewertung, welche jedoch immer wieder übertroffen wurde. Dementsprechend glauben wir, dass eine Korrektur wahrscheinlich ist, wenn das Momentum dementsprechend ausfällt. Die Märkte stehen auf der Kippe und eine deutliche Dynamik nach oben wäre nun die Voraussetzung, um nachhaltig die 6.000 USD zu halten. Dass man danach noch Richtung 6.500 USD steigt, halten wir unter den jetzigen Umständen als unrealistisch. Es ist eine gefährliche Mischung aus allem, welche ziemlich schnell mal für eine Atempause sorgen kann.
Gold weiter am erholen
Durch den steigenden Dollar, welcher die Kosten für ausländische Investoren vergrößerte, und die steigenden Anleiherenditen, welche neben dem zinslosen Rohstoff lukrativer wurden, hat Gold in den letzten Wochen ausgehend vom Allzeithoch deftig einbüßen müssen. Insgesamt sieht der Chart jedoch noch sehr gesund aus, eine Korrektur könnte die Rallye nochmals gefestigt und nachhaltiger gemacht haben. Durch die klare Gegenbewegung in der aktuellen Woche haben wir auch die 2.610 USD durchbrochen, welche eine markante Widerstandszone verkörpert.

Das Momentum bezüglich der Entwicklung im Ukraine-Krieg stützt natürlich die Erholung des Goldes. Die Anleiherenditen geben heute etwas weniger als einen Prozent ab. Wenn die 10-Jährigen Anleiherenditen und der USD nicht weiterhin mit der letztwöchigen Dynamik steigen und eventuell sogar eine Phase der Seitwärtsbewegung durchlaufen, ist der Weg für das feste Geld wieder frei.
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