Nach den nächtlichen US-Luftangriffen auf mehrere iranische Atomanlagen hat sich die Lage im Nahen Osten dramatisch zugespitzt. Die USA ist nun offiziell Teil des geopolitischen Konflikts- obwohl Donald Trump beteuert, die Urananreicherungen und die Gefahr einer iranischen Atombombe beseitigt zu haben, widersprechen verschiedene Quellen.
Zwar zeigen Satellitenbilder Schäden an der Atomanlage Fordow- mindestens sechs Einschlagstellen sind sichtbar. Es wird nach wie vor angenommen, dass die Bomben direkt auf die unterirdische Kaskadenhalle zielten, in der sich Zentrifugen und Lager zur Anreicherung von waffenfähigem Uran befinden. Nichts desto trotz ist bis dato unklar inwiefern das dort angereicherte Uran zerstört wurde, bzw. ob es dort überhaupt noch angelagert war.

Quelle: @sentdefender / X
Denn wie amerikanische Medien berichten, soll nur zwei Tage vor dem US-Bombenangriff auf die Atomanlage Fordo ungewöhnlich viel LKW-Verkehr gegeben haben – der Iran könnte das gelagerte und angereicherte Uran bereits verlagert haben.
Gleichzeitig betonte die iranische Atomenergiebehörde gegenüber inländischen Medien, dass die Atomanlagen in kürzester zeit wieder aufgebaut und stärker in Betrieb genommen werden als zuvor.

Quelle: @DeItaone / X
Die USA rechtfertigen den Angriff mit der zunehmenden Bedrohung durch das iranische Atomprogramm. Außenminister Marc Rubio betonte, dass Washington keinen Krieg mit dem Iran wolle, der Präsident jedoch angesichts ausbleibender diplomatischer Fortschritte habe handeln müssen. Sollte Teheran allerdings militärisch reagieren, drohten die USA mit weitreichenden Konsequenzen.
Derweil warnt die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) vor einer weiteren Eskalation und verurteilt scharf die Angriffe Israels und der USA. Iran habe das Recht auf Selbstverteidigung, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Außenminister von 57 islamischen Staaten. Eine neue Kontaktgruppe soll künftig politische Initiativen zur Deeskalation koordinieren.
Die Straße von Hormus wird geschlossen
Ein hochrangiges Mitglied der iranischen Nationalen Sicherheitskommission, Generalmajor Kowsari, erklärte nach den Anschlägen der Amerikaner, dass das iranische Parlament die Schließung der strategisch wichtigen Straße von Hormus befürworte. Die endgültige Entscheidung darüber liege jedoch beim Obersten Nationalen Sicherheitsrat unter der Führung von Ayatollah Ali Khamenei.

Quelle: @KobeissiLetter / X
Die Straße von Hormus ist einer der wichtigsten maritimen Engpässe der Welt: Etwa 20 % des globalen Ölhandels und 35 % des LNG-Exports passieren diesen Seeweg. Sollte Iran den Zugang sperren, rechnen Experten mit einem drastischen Anstieg der Öl- und Gaspreise. Die Analysten von JPMorgan sehen in einem solchen Szenario Ölpreise von 120 bis 130 US-Dollar pro Barrel als realistisch an- Andere gehen von kurzfristigen Anstiegen bis auf 150 US-Dollar aus.

Quelle: @KobeissiLetter / X
China nun der Schlüssel?
Obwohl Iran keine rechtliche Befugnis hat, den internationalen Schiffsverkehr dort zu stoppen, könnte es durch gezielte militärische Provokationen, etwa durch den Einsatz von Schnellbooten, Drohnen oder Raketenangriffen, den Seeverkehr effektiv behindern. Bereits die Houthi-Milizen, die vom Iran unterstützt werden, haben ähnliche Taktiken im Roten Meer genutzt, um den Schiffsverkehr durch die Meerenge Bab al-Mandab zu stören – mit massiven wirtschaftlichen Auswirkungen.
Iran hat in der Vergangenheit wiederholt Schiffe in der Region beschlagnahmt – häufig als Reaktion auf westliche Sanktionen. Zuletzt wurde im April 2024 ein israelisch verbundenes Containerschiff gekapert, kurz vor dem Angriff auf Israel. Auch in den Jahren 2023 und 2022 kam es zu ähnlichen Zwischenfällen mit griechischen und US-amerikanischen Tankern.
Bereits heute Morgen versuchten mehr als 50 große Öltanker, die Straße von Hormus zu verlassen. Tanker, die die Straße normalerweise passieren müssten, machen auch im Laufe des heutigen Tages eine 180-Gradwende, um den Risiken möglichst zu weichen.

Quelle: @KobeissiLetter / X
Eine Sperrung der Straße von Hormus würde jedoch auch Irans eigene Ölexporte stoppen und könnte das Verhältnis zu China, dem größten Abnehmer iranischen Öls, schwer belasten. China hat Iran bisher diplomatisch geschützt – eine Eskalation würde dieses Verhältnis gefährden- ironischerweise könnte nun ausgerechnet China der Schlüssel zu einer Lösung sein.
Denn vor wenigen Minuten hat die USA verschiedenen Medien zufolge die Volksrepublik China dazu aufgefordert, Iran von der Schließung der Handelspassage abzuhalten.

Quelle: SpencerHakimian / X
Reaktionen aus der WElt
Europäische Regierungschefs – darunter Bundeskanzler Merz, Frankreichs Präsident Macron und der britische Premier Starmer – rufen Iran zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Ziel sei ein umfassendes Abkommen zur Beilegung aller offenen Fragen rund um das iranische Atomprogramm.

Quelle: @bundeskanzler / X
Die „Weekend“-Märkte zeigten sich panisch. Öl stieg um sechs Prozentpunkte, während Gold wieder oberhalb der 3.400 USD notiert. Der Kryptomarkt zeigte sich hingegen weniger erfreut- auch die Aktienmärkte dürften morgen eher rote Zahlen schreiben.

Quelle: @SpencerHakimian / X
Insgesamt ist zu sagen, dass die aktuelle Lage mehr als unübersichtlich ist und sich erst in den nächsten Stunden zeigen wird, inwiefern Iran reagieren wird. Der Umstand, dass der Iran reagieren wird, dürfte jedoch unumstritten sein. Im Falle eines Verkehrstopps durch die Straße von Hormus dürfte eine akute Angebotsverknappung die Weltmärkte in kürzester Zeit erschüttern. Die bereits vorhandene große Unsicherheit wird ebenfalls höhere Risikoprämien nach sich ziehen.
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Foto von Lincoln Holley auf Unsplash