Am Dienstagmorgen, dem 29. April 2025, gab der spanische Stromnetzbetreiber Red Eléctrica bekannt, dass 99,95 % der Stromversorgung in Spanien wiederhergestellt seien. Damit scheint der bislang größte Stromausfall in der Geschichte der Iberischen Halbinsel – der weite Teile Spaniens und Portugals lahmlegte – größtenteils überstanden zu sein. Die Ursache bleibt offiziell unklar, jedoch gibt es sowohl technische als auch politische Erklärungsansätze.

Quelle: @RedElectricaREE / X
Während einige Experten und Medien – darunter die portugiesische Netzbehörde REN – weiterhin ein seltenes atmosphärisches Phänomen mit extremen Temperaturschwankungen als Auslöser sehen, wächst die Kritik an der Energiepolitik in Spanien. Besonders der rapide Ausbau erneuerbarer Energien bei gleichzeitiger Abschaltung konventioneller Kraftwerke wie Kohle- und Atomstrom sorgt für Diskussionen.
Große Kritik an europäischer Strompolitik
Kritiker wie Michael Shellenberger werfen den europäischen Entscheidungsträgern vor, die Netzstabilität zugunsten politischer Klimaziele vernachlässigt zu haben. Spanien habe in den letzten Jahren immer stärker auf Solar- und Windkraft gesetzt, während die sogenannte „träge“ Stromerzeugung – wichtig zur Netzstabilisierung – abgebaut wurde. Infolgedessen sei das Stromnetz verwundbarer geworden. Am Tag des Ausfalls, so Shellenberger, habe das System schließlich „gebrochen“.
Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass ganz Europa nur Sekunden von einem kontinentalen Stromausfall schien entfernt gewesen zu sein. Die Netzfrequenz in Kontinentaleuropa fiel nämlich auf 49,85 Hertz.
Die normale Betriebsfrequenz des europäischen Stromnetzes beträgt 50,00 Hz und wird mit einer extrem engen Toleranz von ±0,1 Hz gehalten. Alles über ±0,2 Hz löst massive Notfallmaßnahmen aus. Also hätte es im Falle, dass die Frequenz nur um weitere 0,3 Hz gefallen wäre, in Europa zu einem kettenartigen Stromausfall kommen können.
Ab dem Schwellenwert von ca. 49,5 Hz trennen automatische Schutzrelais große Kraftwerke vom Netz, und der Zusammenbruch beschleunigt sich. Der Zusammenbruch war also zum Greifen nahe.

Quelle: @shellenberger / X
Auch, dass Red Electrica schon im Februar vor den Risiken erneuerbarer Energien warnte und diese Warnungen einfach ignoriert wurden, ist kein Indiz für eine risikobewusste Energiepolitik. Red Electrica sprach schon vor Monaten davon, dass Cyberattacken sowie Wetterphänomene zu „extrem unsicheren Situationen“ führen können.

Quelle: @disclosetv / X
Interessant ist die unten abgebildete Grafik. Denn in dieser ist zu sehen, dass Spanien zum Zeitpunkt des Stromausfalls versuchte rund 5.000 MW Strom zu exportieren – mutmaßlich überschüssige Solarenergie, die im Inland nicht abgenommen wurde. Dieser massive Exportüberschuss belastete das Stromnetz zusätzlich. In Kombination mit geringer Netzstabilität (kaum rotierende Masse aus konventionellen Kraftwerken) führte dies offenbar zu Spannungsschwankungen und Synchronisationsproblemen im europäischen Verbundnetz.

Quelle: @thomaseisenhuth / X
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Foto von Michael Pointner- Pexels.com