In Deutschland und Italien ist eine neue Debatte über die Rückführung nationaler Goldreserven aus den USA entbrannt, so berichtet die Financial Times. Auslöser seien die zunehmenden geopolitischen Spannungen sowie wiederholte Angriffe von Ex-Präsident Donald Trump auf die Unabhängigkeit der US-Notenbank. Beide Länder verfügen über große Goldreserven – Deutschland liegt mit rund 3.352 Tonnen weltweit auf Platz zwei, Italien mit etwa 2.452 Tonnen auf Platz drei. Ein erheblicher Teil davon lagert bei der US-Zentralbank in New York, was auf historische Gründe sowie die zentrale Rolle New Yorks im Goldhandel zurückzuführen ist.

Quelle: @FT / X
Nun fordern Politiker und Organisationen aus unterschiedlichen politischen Lagern eine Neubewertung dieser Praxis. Der frühere Linken-Politiker Fabio De Masi sowie der konservative Ex-Abgeordnete Peter Gauweiler äußerten Bedenken angesichts wachsender Unsicherheiten und plädieren dafür, die Kontrolle über das Gold wieder vollständig in nationale Hände zu bringen. Die Rede ist jedoch nicht von einigen wenigen Tonnen Gold, sondern von einer Menge im Wert von 245 Milliarden US-Dollar.

Quelle: ft.com
Deutschland hat bereits vor Jahren einen Teil seines Goldes zurückgeholt. Die Bundesbank begann 2013 mit der Verlagerung von Beständen aus Paris und New York nach Frankfurt und verwahrt mittlerweile etwa die Hälfte ihrer Reserven im Inland. Laut Bundesbank werde regelmäßig überprüft, ob Lagerorte sicher und liquide genug seien. New York bleibe dabei ein „verlässlicher Partner“- nichts desto trotz argumentiert die Gegenseite immer wieder, dass physischer Zugriff auf das Gold in Krisenzeiten entscheidend sei – rechtlicher Besitz allein genüge nicht. Derzeit befinden sich laut Deutscher Bundesbank etwas mehr als ein Drittel der deutsche Goldreserven in New York.

Quelle: Deutsche Bundesbank
Die Historie der deutschen Goldreserven
Die Frage danach, warum geradezu Deutschland die größten Goldreserven nach den USA hat, scheint in Anbetracht der Größe des Landes plausibel. Vor dem 15. Juli 1971- dem Tag, an dem Präsident Nixon die Kopplung des US-Dollars an Goldreserven aufhob- war das globale Finanzsystem an das Bretton-Woods-Abkommen gebunden. Deutschland exportierte in viele verschiedene Ländern, darunter auch Frankreich. Die Franzosen bezahlten also die deutschen Exportfirmen in Franc, woraufhin die Geschäftsbank die Franc bei der deutschen Bundesbank in heimische Währung umtauschen konnte- die Bundesbank häufte also über die Zeit eine große Menge an Franc an.
Laut dem Bretton-Woods-Abkommen hatte die Deutsche Bundesbank nun das Recht, die angehäuften Franc bei der französischen Nationalbank (Banque de France) umzutauschen. Die Banque de France konnte nun entscheiden, ob man die Bundesbank in US-Dollar oder in Gold bezahlte- der Goldpreis hatte dabei eine feste Parität von 35 USD je Feinunze. Da der Marktpreis für Gold zu dem Zeitpunkt jedoch niedriger war als diese Parität, entschied sich die Banque de France die deutsche Bundesbank in Gold zu bezahlen- es häufte sich mit der Zeit ein großer Goldschatz in der deutschen Bundesrepublik an. Ende 1968 erreichten die deutschen Goldbestände ihren bisherigen Höchststand von 129,69 Mio. Unzen (Deutsche Bundesbank).

Quelle: Deutsche Bundesbank
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Foto von Andrej Sachov auf Unsplash