In China sind die Erzeugerpreise im Juni so stark gefallen wie seit zwei Jahren nicht mehr. Laut den aktuellen Zahlen des nationalen Statistikamts lagen die Fabrikpreise um 3,6 Prozent unter dem Vorjahreswert. Schon im Mai war ein Rückgang von 3,3 Prozent verzeichnet worden. Auch die Einkaufspreise für Industrieprodukte sanken um 4,3 Prozent und damit so stark wie zuletzt im August 2023.

Quelle: tradingeconomics
Als Gründe nennt die Behörde gesunkene Energiepreise, Unsicherheiten im internationalen Handel sowie Wetterbedingungen, die Baumaterialien verbilligten. Besonders exportorientierte Branchen standen unter Druck: Elektronik, Maschinenbau und Textilien verbilligten sich weiter.
Um den schleppenden Konsum anzukurbeln, haben viele Unternehmen ihre Preise gesenkt, was vor allem im Automarkt zu einem intensiven Preiskampf führte. Große Onlinehändler wie Alibaba und JD.com versuchen zudem mit hohen Rabatten und schnellen Lieferdiensten, Kunden zu gewinnen.
Die Verbraucherpreise stiegen im Juni nur minimal um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr, nachdem sie zuvor mehrere Monate rückläufig gewesen waren. Ökonomen gehen davon aus, dass die Inflation auf niedrigem Niveau verharren wird, da der Immobilienmarkt und die Jobperspektiven die Kauflaune dämpfen.

Quelle: tradingeconomics
China weiter in der Deflationsspirale
China befindet sich also nach wie vor in der Deflationsspirale. Die Deflationsspirale nach Irving Fisher beschreibt einen selbstverstärkenden Prozess, bei dem sinkende Preise zu einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale führen. Ausgehend von hoher Verschuldung versuchen Unternehmen und Haushalte, durch den Verkauf von Vermögenswerten ihre Schulden zu tilgen. Dies führt zu einem Überangebot (in China vor allem auf dem Immobilienmarkt zu sehen), das die Preise weiter sinken lässt. Dadurch steigt der reale Wert der Schulden, was die finanzielle Belastung der Schuldner erhöht und Insolvenzen nach sich zieht. Banken erleiden Verluste, schränken die Kreditvergabe ein, und Investitionen sowie Konsum brechen ein, was die Krise weiter verschärft.
Bisherige Stimuli-Maßnahmen
Stimuli-Maßnahmen in Form von Finanzpaketen gab es zu genüge. Goldman Sachs veröffentlichte eine sehr interessante Grafik, welche den Zeitpunkt und den Inhalt der fiskalischen Stimuli illustriert und dabei die Reaktion des MSCI China Index aufzeigt.

Quelle: Goldman Sachs GIR
Der Grafik ist zu entnehmen, dass bisherigen Maßnahmen nur begrenzte Wirkung zeigten, da zwar große Versprechen gemacht wurden, die tatsächliche Umsetzung jedoch stockte. Die Marktreaktionen (MSCI China Index) zeigen anfängliche Optimismus-Schübe, jedoch ohne langfristige Stabilität. Der entscheidende Faktor für eine nachhaltige Erholung bleibt die Verteilung der Geldmenge (M1).
Wie kann China der Deflation entkommen?
Um zurück zu der Theorie der Schuldendeflation von Irving Fisher zu kommen, nennt er zwei mögliche Auswege aus der Schuldenspirale: Auf der einen Seite das sogenannte „Laissez-faire“- Konkurse und einen wirtschaftlichen Zusammenbruch zulassen- und auf der anderen Seite die Reflation.
Logischerweise kommt ein wirtschaftlicher Zusammenbruch nicht in Betracht, wodurch China nur noch die reflationären Maßnahmen ergreifen können. Laut Fisher kann die Reflation folgend herbeigeführt werden:
Staatliche Ausgabenprogramme und Geldmengenausweitung: Durch das in Umlauf gebrachte Geld solle Inflation entstehen und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage gesteigert werden.
Zentralbank-Interventionen: Maßnahmen, die einer Kreditklemme entgegenwirken.
Schuldenmoratorium: Aufschiebung von Kredit- und Zinsrückzahlungen, um den Kreislauf der verschärfende Verschuldung zu durchbrechen und wirtschaftlicher Expansion sowie getroffenen Maßnahmen genug Raum und Zeit zu geben, um zu wirken.
Die Frage, die sich stellt, ist, ob China dieser Deflationsklemme entweichen kann. Derzeit befindet sich die Volksrepublik zwischen einer aufstrebenden Wirtschaftsmacht und einem Sorgenkind, das von vergangenen politischen Entscheidungen bedroht wird.
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Foto von Catgirlmutant auf Unsplash


