Es ist eine immer wiederkehrende Diskussion der Volkswirtschaft China- sinkende Häuserpreise, sinkende Konsumnachfrage und massive Neuverschuldung. Nun möchte die Regierung im Jahr 2025 der Deflation ein Ende setzen und plant dafür ein noch nie in der Größe dagewesenes staatliches Ausgabenprogramm.
CHina – Sonderanleihen im WErt von
411 Milliarden USD
Reuters1 berichtet, dass aus der zuletzt stattgefundenen Central Economic Work Conference folgendes hervorgegangen ist: China plant eine Ausgabe von Sonderanleihen im Wert von 3 Billionen Yuan. Umgerechnet auf den heutigen Zeitpunkt sind das knapp 411 Milliarden USD. Im Jahr 2024 betrug der Wert an ausgegebenen Sonderanleihen nur 1 Billionen Yuan.
Ziele der Mittel
Das Ziel ist das einfache Stimulieren bestehender großer Problembereiche. Als erstes solle der Konsum gefördert werden (z.B. Subventionen langlebiger Güter wie Autos). Weitere Investitionen sollen in innovative Branchen, wie die der Elektrofahrzeug- oder Robotikindustrie, fließen- Infrastrukturprojekte sind ebenfalls angedacht mit den aus der Ausgabe entstehenden Mitteln zu finanzieren.
Ein eigener Teilbereich stellt der Bankensektor dar. Ein Teil der Mittel soll zur Rekapitalisierung staatlicher Banken verwendet werden. Ziel ist es dabei, die unter schrumpfenden Margen und steigenden Kreditausfällen leidenden Banken finanziell zu stärken.
Der spezielle Anlass dieser immensen Finanzierungsmaßnahme stellen die mit nahezu hundert prozentiger Wahrscheinlichkeit kommenden Handelszölle seitens China dar. Um diese abzumildern und die deflationären Tendenzen zu bekämpfen, plant China für 2025 ein Haushaltsdefizit von 4% des BIP sowie ein Wachstumsziel von 5%. Der Fokus liege im Jahr 2025 dann auf interner Wirtschaftsstimulierung, da die schwach prognostizierten Exporte bestehende Handelsstrukturen verändern werden.
China in einer Deflationsspirale

Quelle: @zerohedge / X
Ein Blick auf die Entwicklung der langfristigen Anleiherenditen 30-jähriger chinesischer Anleihen zeigt, dass diese tatsächlich unterhalb der Japanischen notieren. Seit 2018 ist eine wirklich rasante „Japanifizierung“ zu sehen.
Die Deflationsspirale nach Irving Fisher beschreibt einen selbstverstärkenden Prozess, bei dem sinkende Preise zu einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale führen. Ausgehend von hoher Verschuldung versuchen Unternehmen und Haushalte, durch den Verkauf von Vermögenswerten ihre Schulden zu tilgen. Dies führt zu einem Überangebot (in China vor allem auf dem Immobilienmarkt zu sehen), das die Preise weiter sinken lässt. Dadurch steigt der reale Wert der Schulden, was die finanzielle Belastung der Schuldner erhöht und Insolvenzen nach sich zieht. Banken erleiden Verluste, schränken die Kreditvergabe ein, und Investitionen sowie Konsum brechen ein, was die Krise weiter verschärft.
Wenn man diese Definition Fishers mit der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung Chinas vergleicht, kommt man relativ rasch zu der Erkenntnis, dass hier eine Deflationsspirale vorliegt.
Bisherige Stimuli-Maßnahmen
Bevor wir jedoch zu einer Einschätzung der aktuell beschlossenen Maßnahmen kommen, werfen wir einen Blick auf zurückliegende Maßnahmen. Goldman Sachs veröffentlichte eine sehr interessante Grafik, welche den Zeitpunkt und den Inhalt der fiskalischen Stimuli illustriert und dabei die Reaktion des MSCI China Index aufzeigt.

Quelle: Goldman Sachs GIR
Der Grafik ist zu entnehmen, dass bisherigen Maßnahmen nur begrenzte Wirkung zeigten, da zwar große Versprechen gemacht wurden, die tatsächliche Umsetzung jedoch stockte. Die Marktreaktionen (MSCI China Index) zeigen anfängliche Optimismus-Schübe, jedoch ohne langfristige Stabilität. Der entscheidende Faktor für eine nachhaltige Erholung bleibt die Verteilung der Geldmenge (M1).
Wie kann China der Deflation entkommen?
Um zurück zu der Theorie der Schuldendeflation von Irving Fisher zu kommen, nennt er zwei mögliche Auswege aus der Schuldenspirale: Auf der einen Seite das sogenannte „Laissez-faire“- Konkurse und einen wirtschaftlichen Zusammenbruch zulassen- und auf der anderen Seite die Reflation.2
Logischerweise kommt ein wirtschaftlicher Zusammenbruch nicht in Betracht, wodurch China nur noch die reflationären Maßnahmen ergreifen können. Laut Fisher kann die Reflation folgend herbeigeführt werden3:
- Staatliche Ausgabenprogramme und Geldmengenausweitung: Durch das in Umlauf gebrachte Geld solle Inflation entstehen und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage gesteigert werden.
- Zentralbank-Interventionen: Maßnahmen, die einer Kreditklemme entgegenwirken
- Schuldenmoratorium: Aufschiebung von Kredit- und Zinsrückzahlungen, um den Kreislauf der verschärfende Verschuldung zu durchbrechen und wirtschaftlicher Expansion sowie getroffenen Maßnahmen genug Raum und Zeit zu geben, um zu wirken
Werden die China-stimuli wirken?
Diese Frage pauschal zu beantworten, ist sehr schwer möglich. Durch die Menge der in der Vergangenheit ineffizienten fiskalischen Programme bleibt es abzuwarten, ob diesmal wirklich spürbare Effekte erzielt werden können. Insgesamt scheint China mit der Sonderanleihen-Ausgabe, genug finanzielle Mittel zu haben, um tatsächlich Stimuli betreiben zu können. Es kommt dennoch stark auf dessen individuelle Verwendung an.

Quelle: @DavidInglesTV / X
Schaut man auf die Entwicklung der Hauspreise, sieht man diese zwar immer noch fallen, jedoch so wenig wie seit 1,5 Jahren nicht mehr. Ein möglicher Wendepunkt könnte erreicht sein. Zu bedenken ist auch die Tatsache, dass die erst zuletzt in Kraft getretenen Stimuli-Maßnahmen Zeit brauchen, um in der Realwirtschaft anzukommen.
Zunächst gilt eines: Erst mit der Veröffentlichung der M1-Daten am 10. Januar 2025 könnte sich zeigen, ob die Stimuli tatsächlich Wirkung entfalten. Wenn die Geldmenge M1 steigt, gibt es gute Chancen, realwirtschaftliche Besserungen zu sehen. Hürden wie der USA-Handelskrieg oder andere exportseitigen Konflikte bestehen jedoch nach wie vor.
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