Anlässlich des aktuell in Kasan stattfindenden BRICS-Gipfel stellen sich zwei fundamentale Fragen: Was sind die BRICS? Und wie mächtig sind sie wirklich? Wie schon angekündigt (MARKTAUSBLICK – WAS ERWARTET UNS MORGEN? 23.10.2024 – EconomyGlobal) nun die Zusammenfassung nach dem Treffen:
BRICS – ein Überblick
Die BRICS sind eine Staatengruppe aufstrebender Industrienationen und ist nach den ersten fünf Mitgliedsstaaten benannt: Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Stand jetzt sind dem Staatenbund die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, Äthiopien und er Iran beigetreten. Antrag auf Aufnahme haben die Türkei, Malaysia und Aserbaidschan gestellt, viele andere Staaten haben ihren Wunsch, der BRICS beizutreten, bekundet.
Die BRICS verfolgen das Ziel, die Karten neu zu mischen und sich unabhängig von dem Westen zu machen. Auch wenn nicht jeder einzelne Mitgliedsstaat der kompletten Isolierung von westlichen Mächten folgte, erhalten die BRICS-Staaten einen einzigartigen Zugang zu anderen aufstrebenden Industrienationen. Vor allem die Sanktionen gegen Russland haben viele Staaten aufhorchen lassen: Ihnen wurde gezeigt, dass ihnen ihr Geld einfach so von westlichen Mächten genommen werden kann, was sie dazu ermutigte, einem System beizutreten, welche das verhindert.
Ziele des Brics-Gipfels
Der BRICS-Gipfel hat ein fundamentales Ziel: Den Weg hinzu einer multipolaren Weltordnung zu ebnen, ohne abhängig von westlichen Mächten (speziell der USA und deren Leitwährung) zu sein.
Dabei wollen die BRICS-Staaten auf dem Gipfel über enge finanzielle Zusammenarbeit sprechen. Konkret bedeutet es eine Alternative zu dem Zahlungssystem Swift sowie eine neue gemeinsame Bank zu schaffen. So möchte man „unrechtmäßige“ Sanktionen (seitens des Westens) verhindern und unabhängig werden.
Bedeutung des BRICS-Gipfels für Putin
Für Vladimir Putin dürfte das Treffen vermutlich das wichtigste außenpolitische Ereignis des Jahres sein, so die Friedrich Naumann-Stiftung. Für ihn ist es die perfekte Bühne, um sich aufgeschlossen zu zeigen und in Zeiten des Ukraine-Kriegs keinesfalls isoliert zu wirken.
Er versucht mittels des BRICS-Gipfels neue Märkte zu erobern und beabsichtigt neue Gespräche mit Xi und Erdogan führen, so die Frankfurter Rundschau.
Kaum Kritik für Ukraine-Krieg
Keiner der vertretenden Staaten spricht sich deutlich gegen das russische Vorgehen im Ukraine-Krieg aus. Iran und China leisten Russland mittels Waffenzusicherung Unterstützung. Der Rest der BRICS-Gründungsmitglieder unterbreitet verschiedene Lösungen zur Beendigung des Krieges, welche jedoch alle nicht wirklich von Putins Vorstellungen abweichen. Die Ukraine verurteilt diese Äußerungen.
Putin habe jedoch schon zuvor davon geredet, den Ukraine-Krieg nicht zum Thema machen zu wollen, um den westlichen Staaten keinen Vorteil zu verschaffen.
Brics wird G7 zunehmend gefährlicher
Diese Gefahr bezieht sich nicht direkt auf das Militärische. Putin sprach auf dem BRICS-Gipfel jedoch immer wieder von einer „Weltmehrheit“. Und diese Weltmehrheit hat die BRICS dank Staaten mit riesiger Populationen. Momentan stehen sie nämlich für 45% der Weltbevölkerung.
Aber nicht nur die quantitative Bevölkerungsstärke ist ein Indikator für eine zunehmende Macht der BRICS. Es ist vor allem die globale Wirtschaftsleistung, welche sich auf mehr als 30% beläuft und schon jetzt jene der G7 übertrumpft.

Guckt man auf die Karte, gibt es jedoch noch einen ganz elementaren Punkt. Es ist die geographische Isolation, welche die BRICS so unglaublich effektiv und bedrohlich für die G7 machen könnte. In dunkelblau sind die aktuellen BRICS-Mitglieder gekennzeichnet. Mit hellblau die Potenziellen. (Stand September 2024)
Dabei fällt auf, dass die BRICS flächenmäßig einen riesigen Anteil ausmacht und die Industrienationen der G7 geographisch isolieren könnte. Unmittelbare Absatzmärkte sind jetzt praktisch nur noch Staaten der BRICS, was jener eine unglaubliche Entscheidungsmacht verschafft.
BRICS-Gipfel: ABlösung des USD
Das große Ziel der BRICS ist sicherlich die Ablösung des US-Dollars. Denn die USA ist den östlichen Staaten schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Vor allem nach den Sanktionen und der Einfrierung russischen Vermögens wurde deutlich, dass die USA in dem jetzigen System viel Macht besitzt.
Eine entscheidende Rolle spielt dabei der USD als Leitwährung. Denn dadurch, dass der US-Dollar als Grundlage globalen Handels dient, sind alle Marktteilnehmer gezwungen, jenen zu akzeptieren. Das ermöglicht es der USA beispielsweise ihre Inflation ins Ausland zu verlagern, wodurch andere Staaten jedoch Defizite von mehreren Billionen US-Dollar hinnehmen müssen.
Aufgrund dieser monopolaren Stellung und der damit einhergehenden Macht, wollen die BRICS-Staaten ein eigenes Finanzsystem entwickeln. Das würde den USA nicht nur auf Machtebene große Probleme bereiten, sondern auch den Haushalt sowie ihre Schuldenpolitik unvorstellbar stark belasten. Dass der USD jetzt schon skeptisch betrachtet wird, ist laut Experten verstärkt bei dem Goldkauf der Zentralbanken zu sehen (Russland, China, Indien).
Fazit – Brics-Gipfel
Der BRICS-Gipfel hat einen viel größeren Stellenwert als vermutlich medial preisgegeben wird. Denn es ist ein Fakt: Wenn diese Größen nicht mehr in das aktuelle Finanzsystem vertrauen, wird Amerika die jetzige Stellung verlieren. Ein Verlust dieser Weltordnung bedeutet Bipolarität.
Momentan ist es noch unklar, wie schnell und wie stark die BRICS welche Pläne in die Tat umsetzen, aber wir sollten uns dringend damit befassen. Es ist ein antiwestlicher Zusammenschluss, auch wenn dieser nicht als solcher gepreist wird. Die Unzufriedenheit, aus welcher dieser Zusammenschluss entstammte, muss jedoch eine fundamentale Rolle in zukünftigen Debatten haben. Denn die wirtschaftliche und militärische Wucht, welche die einzelnen Staaten haben, können in Kombination ein Instrument zu einer gewissen Neugestaltung sein.