BIP überrascht im Q1/2025: Deutsche Wirtschaft wächst um 0,4 % – Nachhaltig oder Pustekuchen?

Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal 2025 überraschend kräftig gewachsen: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte laut Statistischem Bundesamt um +0,4  % gegenüber dem Vorquartal zu – doppelt so viel wie ursprünglich geschätzt (erwartet wurden +0,2 %). Haupttreiber dieses Wachstums waren steigende Exporte (+3,2 %) und ein höherer privater Konsum (+0,5 %). Besonders die Ausfuhr von Autos und Arzneimitteln legte deutlich zu, was zum Teil auf vorgezogene Lieferungen im Zuge des Handelskonflikts mit den USA zurückgeführt wird.

Quelle: @Schuldensuehner / X

Die Wirtschaftsleistung im Detail

Der private Konsum zog primär durch gestiegene Löhne und eine nachlassende Inflation an. Die staatlichen Konsumausgaben gingen dagegen leicht zurück (-0,3 %), unter anderem wegen vorläufiger Haushaltsführungen. Die Investitionen legten insgesamt um +0,9 % zu, sowohl im Bauwesen (+0,5 %) als auch bei Ausrüstungen (+0,7 %). Beide Effekte stehen vermutlich unmittelbar mit dem Schuldenpaket der neuen Regierung in Verbindung.

Die Bruttowertschöpfung nahm insgesamt um +0,6 % zu, vor allem das Baugewerbe (+0,9 %) und die Industrie (+1,0 %) zeigten eine Erholung. In der Industrie war der Zuwachs besonders in der chemischen Industrie, im Maschinenbau und in der Autoindustrie zu spüren. Im Dienstleistungssektor entwickelten sich Bereiche wie IT und Kommunikation (+1,7 %) sowie Handel, Verkehr und Gastgewerbe (+1,1 %) positiv, während andere wie beispielsweise Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (-0,8 %) rückläufig waren.

Im Jahresvergleich weiterhin rückläufig

Zieht man jedoch einen preisbereinigten Vergleich zum Vorjahresquartal, liegt das BIP um 0,2 % niedriger. Die Investitionen waren im zwölfmonatigen Vergleich weiterhin rückläufig (-1,0 %), ebenso die Exporte (-1,1 %), während die privaten (+0,5 %) und staatlichen Konsumausgaben (+2,6 %) auch in dieser Zeitspanne zulegen konnten.

Quelle: Destatis

Produktivität sinkt, Lohn steigt

Eine interessante Bewegung zeigen die Destatis-Daten, welche die Lohnentwicklungen erfassen. Die Erwerbstätigkeit sank nämlich leicht um -0,1 %, obwohl mehr Stunden je Person gearbeitet wurden. Die Arbeitsproduktivität pro Stunde verringerte sich um -0,5 %, pro Erwerbstätigem um -0,1 %.

Das Einkommen stieg hingegen insgesamt um +2,9 %, die Bruttolöhne um +3,9 %, das Nettoeinkommen jedoch nur um +2,6 %, da höhere Abgaben zu Buche schlugen. Der private Konsum stieg mit +3,2 % stärker als das Einkommen, wodurch die Sparquote von 13,6 % auf 13,0 % sank.

Im internationalen Vergleich lag Deutschland mit einem Wachstum von 0,4 % leicht über dem EU-Durchschnitt (+0,3 %).

Quelle: Destatis

Insgesamt deutet sich eine leichte Stabilisierung an, auch wenn das Niveau des Vorjahres noch nicht übertroffen wurde. Die konjunkturelle Erholung bleibt damit fragil. Zu betonen, ist weiterhin, dass besonders die gestiegenen Konsumausgaben sowie die Exporte auf ein Vorzieheffekt bezüglich der wieder in Kraft tretenden US-Handelszölle zurückzuführen sind.

Die Reaktionen von Wirtschaftsexperten fielen ebenfalls überrascht, aber verhalten optimistisch aus. Auch die Commerzbank erwartet im zweiten Quartal eine gewisse Gegenbewegung. Dr. Ralph Solveen kündigte dementsprechend an, die Wachstumsprognosen für das Gesamtjahr leicht von 0,0 % auf 0,2 % nach oben zu korrigieren.

Einkaufsmanagerindizes bestätigen aktuelles Bild

Die gestrigen Einkaufsmanagerindizes von S&P Global decken sich mit den heute erfassten Daten. Denn sowohl im verarbeitenden Gewerbe, als auch im Dienstleistungssektor sind die Entwicklungen weiterhin rückläufig- teils sogar stärker als erwartet. Die Geschäftserwartungen, bzw. das Geschäftsklima hellt laut des ifo-Instituts gleichzeitig auf, während die aktuelle Lage etwas schlechter als erwartet bewertet wurde.

Insgesamt zeigt sich also auch hier ein leichter Optimismus, welcher sich in den Konsumentscheidungen widerspiegelte. Dieser Optimismus scheint jedoch sehr stark davon abhängig zu sein, inwiefern Trump auch in Zukunft mit niedrigeren Zöllen verfahren wird- andernfalls könnte sich die Stimmung schnell wieder ändern.

In eigener Sache: Zur Analyse sowie Informationsbeschaffung nutzen wir die Software InvestingPro unseres Partners
investing.com. Mit dem Partnerlink https://www.investing-referral.com/aff90/ sparen Sie immer den maximalen Rabatt.

Wenn Sie nichts wichtiges rund um die Börse, Wirtschaft und Politik verpassen wollen, folgen Sie uns auf Home – EconomyGlobal.

Entdecke mehr von EconomyGlobal

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen