„AMERICA FIRST DOES NOT MEAN AMERICA ALONE“

US-Finanzminister Scott Bessent hielt am Mittwoch auf dem IIF Global Outlook Forum eine Rede zur Lage des globalen Finanzsystems. Wohingegen Trump jeden Tag mit anderen Stellungnahmen und Meinungen um die Ecke kommt, versuchte Bessent die Handelspartner rational aufzuklären und die zugespitzte Lage etwas zu entschärfen.

Bessent betont: „America First bedeutet nicht America Alone.“ Er fordert Reformen von IWF und Weltbank und kritisiert eine „mission creep“, also eine thematische Ausweitung der Aufgaben dieser Institutionen auf nicht-wirtschaftliche Themen wie Klimaschutz oder soziale Gerechtigkeit. Die USA wollen mit diesen Institutionen zusammenarbeiten, erwarten jedoch klare Fortschritte und Rechenschaftspflicht der Leitungsgremien.

Quelle: @SecScottBessent / X

Seine erneuten Parallelen zu Bretton Woods

Bessent macht für das anhaltende Handelsdefizit der USA vor allem außenpolitische Entscheidungen verantwortlich, die in anderen Ländern zu übermäßigem Sparen und niedrigen Löhnen geführt hätten. Er verweist auf die ursprüngliche Idee von Bretton Woods – globale Koordination in einem globalen Wirtschaftssystem – und fordert, dass IWF und Weltbank wieder konsequent ihren wirtschaftlichen Kernaufgaben dienen.

Quelle: @SecScottBessent / X

Das Beretton Woods-Thema griff Bessent nicht das erste Mal auf. Schon Anfang April verwies er öffentlich auf das Abkommen und betonte, dass er an eine solche „großartige ökonomische Neuordnung“ unter Trump glaube.

Quelle: @Geiger_Capital / X

China

Ein weiteres zentrales Thema seiner Rede ist China. Bessent stellt fest, dass sich Chinas Wirtschaft noch stärker in Richtung Industrieproduktion und Export ausgerichtet habe – weg vom Konsum. Dies führe zu wachsenden Ungleichgewichten im Welthandel. Chinas exportorientiertes Modell sei nicht nachhaltig und schade nicht nur dem Land selbst, sondern der ganzen Welt. Die USA seien bereit zu helfen, damit China – und auch die USA – wirtschaftlich wieder ins Gleichgewicht kommen.

Kurz vor seiner Rede berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf anonyme Quellen, dass die Trump-Regierung erwäge, ihre hohen Zölle auf chinesische Importe deutlich zu senken – in einigen Fällen um mehr als die Hälfte. Ziel sei eine Deeskalation im Handelskonflikt. Laut Bericht sei auch ein stufenweises Modell in Planung: für unkritische Güter niedrigere Zölle von etwa 35 %, für strategisch wichtige Produkte hingegen Aufschläge von mindestens 100 %. Insgesamt solle der Zoll auf 50-60 % runterkommen.

Quelle: @RichardHanania / X

Trump selbst bestätigte zwar keine konkreten Zahlen, kündigte aber an, dass die aktuell „sehr hohen“ Zölle auf chinesische Produkte „deutlich sinken“, aber nicht ganz verschwinden würden. Er zeigte sich optimistisch über die Zukunft der Handelsbeziehungen mit China und sprach von einer möglichen konstruktiven Zusammenarbeit. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass China bewusst nicht von den jüngst verlängerten Zollpausen für andere Handelspartner profitiere – als Reaktion auf Chinas eigene Strafzölle.

Quelle: @allenanalysis / X

Das Hin- und Her nimmt kein Ende

Wohingegen die Aussagen von Trump sowie Berichte vom Wallstreet Journal Optimismus- auch an dem Märkten- hervorbrachten, dämmte ein Bericht von Reuters den Enthusiasmus wieder zügig ein.

Laut Reuters solle nämlich das Zollsenkungsangebot erst ab dem Zeitpunkt im Raum stehen, in welchem sich die Chinesen mit Trump an den Tisch setzen.

Quelle: @zerohedge / X

Auch die Bessent-Aussage, ein China Deal würde zwei bis drei Jahre dauern, nahm mächtig Wind aus den Segeln und aus den Kursen.

Quelle: @Geiger_Capital / X

Besonders hervorzuheben ist, dass chinesische Produkte aufgrund mehrerer Zolllinien – darunter 125 % Strafzoll wegen des Fentanylhandels und die bereits bestehenden Section-301-Zölle – inzwischen mit Abgaben von bis zu 245 % belegt sind.

Die gesamte Rhetorik der US-Regierung – von Bessent bis Trump – lässt darauf schließen, dass ein Kurswechsel im Handelsstreit eventuell möglich ist, jedoch unter strategischer Bedingung: wirtschaftliche Öffnung und Rebalancing auf chinesischer Seite sowie Reformbereitschaft in den globalen Finanzinstitutionen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Trump ohne Rückruderversuche dabei bleibt, ist vermutlich mindestens genau so klein wie die Wahrscheinlichkeit, dass China der USA nach den letztwöchentlichen Demütigungen nur einen Schritt entgegenkommt.

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Foto von Jimmy Chan- Pexels.com

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