Wenn man denkt, man hätte im Jahr 2024 schon alles gesehen, dann liegt man falsch – Nach dem Trumpsieg schossen die amerikanischen Aktien-Märkte in die Höhe, jedoch ebenfalls legten die Anleiherenditen mächtig zu. Eine feste ökonomische Divergenz wird auf einmal zu Nichte. Was passiert nun nach der Fed-Sitzung heute Abend (20 Uhr)?
Was passiert momentan an den Märkten?
Wir sehen Rekorde: Der S&P500 bewegt sich knapp unterhalb der 6.000 USD, während der DowJones fast die historischen 44.000 USD knackt. Es scheint, als wäre man in einem Film. Gleichzeitig zu den Rekorden an den Aktienmärkten steigen jedoch auch die 10-jährigen Anleiherenditen in die Höhe und notieren bei 4,359%. Auch wenn diese heute knapp 1,70% nachgegeben haben, war der gestrige Anstieg phänomenal und bedenklich zu gleich.
Warum ist alles gestiegen?
Nachdem es feststand, dass Donald Trump der 47. Präsident der USA werden wird, hat sich der Markt auf seine Pläne eingestellt. Wie zu erwarten machte sich Euphorie breit.
Die Aktienmärkte stiegen aus dem einfachen Grund, weil Donald Trump vorsieht, die Steuern zu senken und dementsprechend Unternehmungen lukrativer zu machen. Es war vorherzusehen, dass die kurzfristige Reaktion dementsprechend ausfällt.
Die Anleiherenditen stiegen hingegen aufgrund Trump seiner Pläne, Einfuhrzölle zu verhängen. Wie in unserem gestrigen veröffentlichten Beitrag (MARKTUPDATE: WIE BEEINFLUSST DER TRUMP-WAHLSIEG DIE KONJUNKTURENTWICKLUNG? – EconomyGlobal) beschrieben, haben Ökonomen und Marktteilnehmer die Befürchtung wieder anfachender Inflation geäußert. Durch Einfuhrzölle wird nämlich der Konsument belastet. Aber nicht nur der Konsument, sondern auch der Haushalt solle unter Trump leiden. So soll das das Defizit der USA aufgrund der Steuersenkungen in die Höhe schießen, was den US-Dollar massiv abwerten würde. Das preisen die Anleihemärkte ein, demzufolge die Renditen steigen.
Das Rätsel
Das Rätsel besteht nun darin, dass eine ganz wichtige Divergenz außer Kraft gesetzt wird. Im Regelfall ist es nämlich so, dass im Falle steigender Renditen die Aktien fallen. Das macht auch Sinn, denn „risikoarme“ Investition mit einer gesicherten Rendite sind durchaus lukrativ. Dadurch, dass jene Renditen die sogenannten Kapitalmarktrenditen abbilden, bedeutet es für Unternehmen, dass Geld und Investitionen teurer werden. Umgekehrt: Fallen die Renditen, sinkt deren Investitionslukrativität sowie die allgemeinen Kapitalmarktrenditen für Unternehmen.
Nun steigt jedoch beides rasant an: Betrachtet man zudem noch die heutige Fed-Sitzung, in welcher es um den Leitzins geht, ist klar, dass einer den kürzeren ziehen muss.
WEr gibt nach – Anleihen oder Aktien?
Die Antwort ist vermutlich einfacher als gedacht. Betrachtet man den heutigen Tag, gehen auch die Marktteilnehmer davon aus, dass die amerikanische Zentralbank die Leitzinsen senken wird.

Das CME FedWatchTool zeigt nach wie vor eine so gut wie sichere Senkung um 25 Basispunkte an. Gold stieg heute um +1,42%, während die Renditen vor der Entscheidung fielen.
Die Initial Jobless Claims fielen mit 221 Tausend Anträgen zwar unter den Erwartungen aus (223 Tausend), befinden sich jedoch unter dem vorherigen Wert von 218 Tausend. Wir sehen weiterhin einen relativ robusten Arbeitsmarkt, welcher aber vor allem letzte Woche mit den mehr als enttäuschenden NonFarm-Payrolls Anlass dazu gegeben hat, die 25-Basispunkte-Senkung weiterhin fortzuführen.
dIVERGENZ SOLLTE SICH WIEDER LEICHT NORMALISIEREN
Demnach kann man sagen, dass die heutige Fed-Sitzung im Falle einer anders als erwarteten Entscheidung, jeden einzelnen Börsianer auf dem kalten Fuß erwischen würde.
Dass die mit Trump einhergehende Inflationsgefahr in Zukunft vermutlich ein geringeres Zinssenkungstempo zur Folge haben könnte, bezweifeln wir hiermit nicht. Jedoch wäre es ein Wunder, wenn wir heute Abend etwas anderes sehen würden. Dementsprechend kann man sich darauf einstellen, dass die starken Anstiege der Anleiherenditen ein kurzfristiger Impuls waren, wessen Trend sich fortsetzen kann, aber höchstwahrscheinlich nicht in diesem Tempo vonstatten gehen wird.
Wie weit der Aktienmarkt noch steigen wird, steht in den Sternen. Es ist laut des Fear and Greed Index wieder Gier in dem Markt. Man darf nicht vergessen, dass jener binnen der letzten 24 Stunden um 20 Punkte (damals noch Furcht) nach oben sprang. Der Markt ist sehr euphorisch, jedoch weitere so dynamische Außerkraftsetzungen von bestehenden Marktgrundsetzen sehen wir nicht zwangsläufig. Es bleibt aber auch noch morgen und nächste Woche eine sehr spannende Zeit, in welcher keiner so Recht sagen kann, was als nächstes passiert.