In Japan sind die Renditen für Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit vielen Jahren gestiegen, was vor allem an den wachsenden Sorgen über die Staatsfinanzen im Vorfeld der Oberhauswahl liegt. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Staatsanleihe kletterte auf 1,60 %, der höchste Wert seit 2008. Auch die Renditen für 20- und 30-jährige Anleihen zogen deutlich an — Letztere erreichte sogar ein Rekordhoch von 3,20 %. Die Zinskurve verschob sich also nicht nur ausgehend von vor einem Jahr, sondern auch seit dem letztem Monat sowohl am kurzen, als auch am langen Ende kontinuierlich nach oben.

Quelle: TradingView
Hintergrund sind Spekulationen, dass es nach der Wahl zu einer stärkeren Ausweitung der Staatsausgaben kommen könnte. Politiker debattieren derzeit unter anderem über mögliche Senkungen der Verbrauchssteuer, um die Konjunktur zu stützen.
Die aktuelle konjunkturelle Lage
In Japan herrscht derzeit ein sehr niedriges Wirtschaftswachstum- die Leistung geht quartalsweise sogar überwiegend zurück. Dies ist zu bestimmten Teilen auch einer niedrigen Inlandsnachfrage geschuldet.

Quelle: tradingeconomics
Diese schleppende inländische Nachfrage ist ein Resultat aus der anhaltenden Inflation von derzeit noch immer 3,5 % sowie nominal nicht gleichstark steigenden Löhnen. Negative Reallöhne halten Konsumenten weiterhin davon ab, zu konsumieren und die Konjunktur zu stimulieren.

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Premierminister Ishiba lehnt nichts desto trotz steuerfinanzierte Entlastungen bisher ab, doch die Opposition fordert mehr Ausgaben und Steuersenkungen. Diese Diskussionen nähren Zweifel, ob die Regierung ihren bisherigen Kurs der Haushaltsdisziplin beibehalten kann — insbesondere, da Japan ohnehin schon eine extrem hohe Staatsverschuldung im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung aufweist- trotz Verminderungen betrug jene 2024 immer noch 236,7 %.

Quelle: tradingeconomics
Renditen könnten noch weiter steigen
Analysten sprechen von „Anleihe-Vigilanten“, die nun höhere Renditen verlangen, um japanische Staatsanleihen weiterhin zu kaufen. Denn in Anbetracht der unsicheren Haushaltslage und möglicher Steuererleichterungen erscheinen den Investoren zusätzliche Risiken gegeben.
Zudem mehren sich Stimmen, dass die Bank von Japan (BoJ) ihre nächste Zinserhöhung vorziehen könnte. Die BoJ hält ihren Leitzins bislang bei 0,5 % und plant, ihre Käufe von Staatsanleihen bis März 2026 schrittweise zu reduzieren. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage am Anleihemarkt zunehmen könnte.

Quelle: tradingeconomics
Die Einzigartigkeit und Bedeutung dieser starken Anstiege von Staatspapieren monetarisiert auch der Bloomberg Government Bond Liquidity Index. Dieser zeigt an, dass die Liquidität an den globalen Anleihemärkten derzeit sogar schlechter ist als während der Finanzkrise 2008. Der Index erreichte am Montag einen Rekordwert von 6,5 Punkten- besonders die Langläufer sind von den Liquiditätspässen betroffen.

Quelle: @KobeissiLetter / X
Das Problem hoher Staatsanleiherenditen und somit hoher Refinanzierungskosten ist derzeit ein globales Problem- die Briten haben ebenfalls ein staatliches Ausgabenproblem. Die 10-Jährigen Renditen steigen auf über 4,6 Prozentpunkte an. Eine Welt voller Nullzinsen dürfte nun erst einmal passe sein.

Quelle: @dlacalle_IA / X
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Bild von NewUnion_org auf Pixabay


