Nach turbulenten Tagen an den Anleihemärkten kam es am letzten Handelstag dieser Woche zur wirtschaftspolitischen Eskalation- Trump kündigte via Social Media an, ab dem 1. Juni einen pauschalen Zoll von 50 % auf alle Warenimporte aus der EU einführen zu wollen. Diese überraschende Eskalation stoppte schlagartig die zuletzt aufgekommene Hoffnung der Anleger, dass die bereits im April angedrohten Zölle durch Verhandlungen doch noch abgewendet werden könnten. Kurz danach kam es zu einem kräftigen Einbruch an den europäischen Finanzmärkten.

Quelle: @realDonaldTrump / TruthSocial
Der europäische Leitindex Stoxx 600 fiel daraufhin um rund -2 %. Besonders stark unter Druck gerieten die Auto- und Bankensektoren, die jeweils mehr als -3 % verloren. Der DAX notiert derzeit -1,70 % niedriger, nachdem dieser diese Woche wieder neue Rekordhöhen verzeichnete.

Aber auch die US-Futures reagierten negativ: Die Terminkontrakte auf den S&P 500 gaben um etwa -1,5 % nach – aus Sorge, dass neue Handelsbarrieren nicht nur die US-Wirtschaft, sondern auch das globale Wachstum ausbremsen könnten. Auch der Dow und der Nasdaq entfernten sich rasch von alten Höhen.

Sollte Trump seine Drohung umsetzen, wäre mit einer harten Reaktion der EU zu rechnen – mit negativen Folgen für beide Volkswirtschaften. Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel hat bezüglich der Schäden von bilateralen Zöllen bereits vor einigen Wochen simuliert, dass Zölle primär die USA treffen werden.
An den Rentenmärkten suchten Investoren Sicherheit und kauften vermehrt Staatsanleihen. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel auf 2,572 %. Parallel dazu stieg die Erwartung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) angesichts der unsicheren Wirtschaftslage ihre Geldpolitik noch stärker lockern könnte.

Der japanische Yen profitierte als sicherer Hafen und legte deutlich zu. Der US-Dollar fiel gegenüber dem Yen um 0,9 % auf 142,77. Gegenüber dem Dollar konnte sich der Euro zunächst behaupten, gab aber einen Teil seiner Tagesgewinne nach der Zollmeldung wieder ab und lag zuletzt bei 1,1335 US-Dollar – noch immer leicht im Plus.

Gold profitierte von seinem Status als sicherer Hafen, während Silber- der kleine Bruder- nachgibt.

Quelle: @zerohedge / X
bessent Aussagen führen zu Chaos
Besonders interessant war die Reaktion der US-Staatsanleiherenditen: Diese fielen nämlich nach den Aussagen von Donald Trump, da mit den Verschärfungen in der bilateralen Handelspolitik die Rezessionssorgen stiegen. Man flüchtete zunehmend in Staatsanleihen- wir erinnern uns an den April, in welchem Trump lediglich aus Sorge vor zu hohen Anleiherenditen und somit schmerzhaften Refinanzierungskosten die reziproken Zölle zurücknahm.

Quelle: @KobeissiLetter / X
Nur knapp 20 Minuten später kam es dann aber zu einer bizarren und schon fast ironischen Situation: FoxNews forderte von dem Finanzminister Bessent eine Stellungnahme, woraufhin er mit den Worten entgegnete: „oh don´t take my boss seriously“.
Die Anleiherenditen, welche sich sprunghaft 10 Basispunkte nach unten bewegten, stiegen nach der Bessent-Aussage sofort wieder 5 Basispunkte nach oben. Wir sprechen hier von dem Anleihemarkt- NICHT von dem $TRUMP-Coin!

Quelle: @SpencerHakimian / X
Trump spielt mit dem Feuer
Was nun die Antwort der EU sein wird, bleibt abzuwarten. Eins ist aber klar: Die Antwort wird auch für die Amerikaner schmerzhaft sein. Wie sich die Anleiherenditen nun entwickeln werden, ist maßgeblich für die zukünftigen Entscheidungen der Trump-Regierung. Den aktuellen Entwicklungen ist zu entnehmen, dass der Anleihemarkt allmählich nicht mehr auf Trumps Hin und Her reagiert und die Unsicherheit, welche er schürt, alleinig dazu führt, dass Kapital systematisch aus US-Staatsanleihen abgezogen wird. Die Refinanzierung wird teuer- die Schuldentragfähigkeit immer geringer und die USA immer anfälliger. Ein Spiel, welches Trump selbst mit ganz viel Optimismus und Fantasie nicht gewinnen kann.
In eigener Sache: Zur Analyse sowie Informationsbeschaffung nutzen wir die Software InvestingPro unseres Partners
investing.com. Mit dem Partnerlink https://www.investing-referral.com/aff90/ sparen Sie immer den maximalen Rabatt.
Wenn Sie nichts wichtiges rund um die Börse, Wirtschaft und Politik verpassen wollen, folgen Sie uns auf Home – EconomyGlobal.